Cannabis-Legalisierung: Wo man in Würzburg kiffen darf
Philipp Heilgenthal
28. März 2024

Joint. Symbolfoto: Pascal Höfig
Am Ostermontag ist in Würzburg erstmals das Kiffen erlaubt. Durch die Legalisierung von Cannabis zum 1. April dürfen auch – sehr zum Trotz der Bayerischen Staatsregierung – am Mainufer künftig sorglos jegliche Cannabisprodukte konsumiert werden. Doch nicht überall, gilt es doch offiziell, bis zu 100 Meter Abstand zu bestimmten Einrichtungen zu halten. Wir zeigen Dir, wo man sich in Würzburg bedenkenlos einen Joint durchziehen darf und wo nicht.
Sozialreferentin Hülya Düber äußert Bedenken zur Cannabis-Legalisierung
Wenn es nach Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber geht, sollte nirgendwo in der Stadt kiffen erlaubt sein. In einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Kollegin aus Regensburg und dem Kollegen aus Augsburg, meint die CSU-Politikerin: „Das vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Cannabis-Legalisierung, das der Bundesrat trotz großer Bedenken leider nicht stoppen wollte, legt zwar fest, dass Jugendlichen bis 18 Jahre der Cannabis-Konsum verboten ist. Aber damit wird nur so getan, als ob dem Jugendschutz Rechnung getragen wird. Denn die Umsetzung dieser Regelung vor Ort sowie der Gedanke der Prävention werden in dem Gesetz kaum behandelt und die Kommunen werden mit dieser Aufgabe im Stich gelassen.“ Die Würzburger Grüne Jugend forderte dagegen bereits vor fünf Jahren die Legalisierung von Cannabis. Ähnlich wie Düber sieht es die Bayerische Staatsregierung. So kündigte Ministerpräsident Markus Söder an, das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung „extremst restriktiv“ anzuwenden.
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Cannabiskonsumenten in Würzburg sollten sich vorab informieren
Daher sollten sich künftige Marihuana und Haschischkonsumenten genau informieren, wo im Stadtgebiet ab sofort kiffen erlaubt sein wird und wo nicht. So sind Joints im 100 Meter Umkreis zu Eingangsbereichen von Schulen, Kindergärten, Spielplätzen und Sportanlagen wie Fußballplätzen verboten. Nun ist es fraglich, ob bayerische Polizisten tatsächlich angewiesen sind, die vorgeschriebenen Abstände beispielsweise mit 100 Meter langen Maßbändern genau zu prüfen. Tatsächlich hat eine Nachfrage der Main-Post ergeben, dass weder die zuständigen Ämter noch die Polizei in und um Würzburg bisher weder ein Konzept noch Kapazitäten zur Kontrolle der vorgegebenen Abstandsregeln haben. Dennoch lohnt sich ein Blick auf eine interaktive Karte mit rot eingeblendeten verbotenen Zonen. Letztendlich dient es dem Jugendschutz, nicht gerade direkt vor einer Grundschule in der Nähe zahlreicher Kinder einen Joint zu rauchen, weshalb man sich an die Vorgaben halten sollte.
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Künftig darf man am Mainkai nicht nur ein Feierabendbier und den herrlichen Ausblick, sondern auch einen Joint genießen. Foto: Philipp Heilgenthal
Ausgerechnet in weiten Teilen von Grombühl und der Zellerau ist Kiffen verboten
Eine interaktive Karte gibt es auf der Webseite www.bubatzkarte.de. Der Abschnitt im Würzburger Stadtgebiet weist deutlich mehr und größere rote Flächen auf, als man anfangs vermuten würde. So sind ausgerechnet die Stadtteile Zellerau und Grombühl, deren Bevölkerung eine besondere Cannabis-Affinität nachgesagt wird, zu großem Teil rot markiert. Grund dafür sind einerseits in der Zellerau die vielen, weitläufig verteilten Berufsschulen. Andererseits ist Grombühl besonders eng bebaut, weshalb bereits wenige Kindergärten und Grundschulen den größten Teil des Stadtteils zu einem kifferfreien Raum machen. Auch am Mainufer sind aufgrund von vielen Spiel- und Sportplätzen weite Teile rot gekennzeichnet. Ähnlich verhält es sich im neuen Landesgartenschaupark am Hubland, wo der jeweilige 100 Meter Umkreis mehrerer Spielplätze mögliche Konsumzonen einengt. Auch in einer weiteren beliebten, weitläufigen Grünfläche ist Vorsicht geboten: Da zahlreiche Schulen wie das Röntgengymnasium direkt an den Ringpark angrenzen, befinden sich weite Teile der runden Parkanlage im roten Bereich.
Kiffen mit Blick auf Festung, Alte Mainbrücke und Käppele
Davon vollkommen ausgenommen ist jedoch der Mainkai am Alten Kranen. Hier darf man künftig bei Sonnenuntergang mit Blick auf Alte Mainbrücke, Käppele und Festung Marienberg nicht nur ein Feierabendbier oder -wein, sondern auch einen Joint oder eine Bong genießen. Auch im alten Landesgartenschaupark an der Festung, am Alten Hafen und auf der Talavera Mainwiese ist das Kiffen überall erlaubt. Ebenfalls sorglos gekifft werden darf in den Weinbergen und am Bismarkturm mit Aussicht auf die Stadt – solange man die Asche und das trockene Unterholz im Sommer im Auge behält! Außerdem darf man, wenn man vor dem Hauptbahnhof auf einen Zug oder eine Person wartet, dort künftig nicht nur Zigaretten rauchen.
Sonderregel in der Fußgängerzone
Was die Karte allerdings nicht einblendet, ist die Fußgängerzone in der Würzburger Innenstadt. Hier gilt ab dem 1. April eine Sonderregelung: Von 7 Uhr bis 20 Uhr ist das Kiffen von der Kaiserstraße bis zum Vierröhrenbrunnen verboten.Erst wenn die letzten Geschäfte schließen, darf in der Fußgängerzone ein Joint ausgepackt werden. Übrigens zählt auch die Alte Mainbrücke zur Fußgängerzone dazu. Einen Bubatz zum Brückenschoppen darf man sich also auch erst in den späten Abendstunden gönnen.
Ausschlaggebend ist die Sichtbarkeit, nicht der genaue Abstand
Allerdings sollte man die eingezeichneten Radien auf der Bubatzkarte nicht allzu genau nehmen. Denn ausschlaggebender – und weitaus sinnvoller – als die viel zitierten 100 Meter Abstand ist die Sichtbarkeit, sprich, ob man mit einem Joint in der Hand vom Eingang oder vom Fenster eines Kindergartens, etc. gesehen werden kann und ob sich Minderjährige in der Nähe befinden. Das bedeutet in der Praxis beispielsweise, dass das Kiffen künftig laut Gesetz erlaubt ist, wenn sich eine Schule hinter einem dazwischenliegenden Gebäude befindet, auch wenn die Bildungseinrichtung nur 70 Meter vom eigenen Standort entfernt ist. Auch auf dem privaten Balkon kann getrost Tabak mit Marihuana vermengt geraucht werden, wenn dieser weder vom Kindergarten in der Nachbarschaft sichtbar ist noch der Grasgeruch bis dorthin wehen kann. Andererseits sollte man nicht auf einer offenen Wiese mit freiem Blick auf einen Spielplatz einen Joint anzünden, selbst wenn dieser bereits 120 Meter entfernt liegt.