Kaufhof-Schließung: Das sagt die Community

Philipp Heilgenthal

3. Mai 2024

Galeria Kaufhof in Würzburg. Foto: Pascal Höfig
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Galeria Kaufhof in Würzburg. Foto: Pascal Höfig

Der Schock saß tief für viele Würzburgerinnen und Würzburger und Leuten aus dem Umland, als wir von der Schließung der Filiale von Galeria Kaufhof in der Würzburger Innenstadt berichteten. Das Kaufhaus, das sich schon seit 1951 in der Schönbornstraße 3 befindet, wird zum 31. August schließen. Angesichts dessen haben wir unsere Communitys auf Facebook und Instagram befragt, welche künftige Nutzung sie sich denn für das große Kaufhausgebäude wünschen würden. Auch Landtagsabgeordnete meldeten sich in einem parteiübergreifenden Schreiben zu Wort. Hier sind die beliebtesten und interessantesten Kommentare.

Viele Kommentare zwischen Trauer und Ironie

Generell war das Echo zu diesem Thema enorm groß. Während auf unsere Frage nach der künftigen Nutzung des Kaufhofs auf Instagram 112 Kommentare folgten, waren es auf Facebook stolze 425. In vielen dieser Kommentare spiegelt sich die Trauer um den baldigen Verlust der Einkaufs-Institution mitten in der Fußgängerzone wider. Heike schreibt etwa auf Facebook, sie finde es „sehr bedauerlich, dass ein renommiertes Geschäft, das so lange zu Würzburg gehört hat, schließen muss“.

Diese Läden in Würzburg schließen in diesem Jahr ebenfalls, beziehungsweise haben bereits geschlossen

Viele andere Userinnen und User schlugen dagegen – offensichtlich ironisch gemeint – Geschäfte als Nachfolger vor, die es in der Innenstadt bereits mehr als genug gibt. So scherzt Instagram-User Fabulous_life_of_oli mit Blick auf die zahlreichen Drogeriemärkte in unmittelbarer Umgebung: „Ich wünsche mir einen Drogerie-Super-Store, wo dm, Roßmann, Müller und noch ein weiterer dm drin sind. Das fehlt total in Würzburg.“ Daneben schlägt Manni auf Facebook scherzhaft mit einem Lachsmiley folgendes vor: „[Ein] Laufhaus – regt den Verkehr in der Innenstadt endlich wieder an“.

Primark oder Fläche für mehrere Geschäfte aufteilen

Unter den ernst gemeinten Kommentaren wünschen sich viele Kommentatorinnen und Kommentatoren auf unseren beiden Plattformen einen Primark. Der nächstgelegene Modediscounter befindet sich bisher in Frankfurt am Main. Aufgrund der enormen Größe von fast 9.000 m² schlagen viele Userinnen und User eine Aufteilung der Fläche für mehrere verschiedene Geschäfte vor, wie Sabine in einem Facebook-Kommentar, wofür sie viele Likes bekam: „Action, Thalia, Elbenwald, Nanu Nana, Skechers usw. Es gibt sooo viele tolle Läden. Dann wäre die Innenstadt auch mal wieder interessanter.“

Bevor das heute noch bestehende Gebäude der Galeria Kaufhof gebaut wurde, befand sich das Kaufhaus Ruschkewitz in einem sehenswerten Prachtbau in der Schönbornstraße 3. Archiv: Aribert Elpelt | Würzburg erleben

Wiedergeburt des ehemaligen Kaufhaus Ruschkewitz?

Eine besonders außergewöhnliche, interessante Idee äußert Facebook-User Frank, wofür er auch enorm viele Likes erntete: „Aus meiner Sicht die Gelegenheit, an der Stelle ein neues Gebäude mit historischer Fassade des ehemaligen Kaufhaus Ruschkewitz zu bauen, so wie es Dresden und Frankfurt am Main vormachen.“ Jenes besagte Kaufhaus war Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Zwangsverkauf 1935 infolge der „Arisierung“ jüdischer Geschäfte ein beliebtes Textilkaufhaus, das Gebäude ein sehenswerter Buntsandsteinbau im Gründerzeitstil.

„Ganz verrückte Idee: Bezahlbaren Wohnraum schaffen?“ Instagram-User Urs.powers

Unkommerzielle Nutzung: Raum für Kultur oder bezahlbarer Wohnraum

Mit Blick auf die Posthalle, die in anderthalb Jahren abgerissen wird und die geplante Veranstaltungshalle an der Grombühlbrücke, dessen Fertigstellung noch zehn Jahre oder länger dauern könnte, würden sich mehrere Communitymitglieder wünschen, die frei werdenden Räumlichkeiten für das kulturelle Leben zu nutzen. So etwa User Maetschigg auf Instagram: „Räumlichkeiten für Kunst- und Kulturschaffende, Proberäume für Musiker, Kulturzentrum für interkulturelle Begegnungen, Kreativzentrum für Jung und Alt.“ Fraglich ist allerdings, ob die Lage inmitten der Altstadt für Konzerte oder ähnliches geeignet wäre. Der beliebteste Instagram-Kommentar geht dagegen in eine völlig andere Richtung, befürwortet jedoch ebenfalls eine unkommerzielle Nutzung des bisherigen Konsumtempels. So schreibt Urs.powers: „Ganz verrückte Idee: Bezahlbaren Wohnraum schaffen?“ Facebook-User Jack wünscht sich dagegen: „Abreißen und Grünfläche hin.“

„Ich wünsche dem Eigentümer einen möglichst langen Leerstand“

Neben den zahlreichen konstruktiven Vorschlägen auf Facebook und Instagram bringen viele Userinnen und User ihre Wut auf den Eigentümer zum Ausdruck, der aufgrund der sehr hohen Miete offensichtlich für das Aus der Kaufhof-Filiale in Würzburg mitverantwortlich ist. Facebook-Mitglied Matthias geht sogar so weit, dem Eigentümer „einen möglichst langen Leerstand, mit einer überdurchschnittlichen Aktivität der lokalen Graffiti und Urban Exploring Szene [zu wünschen]. Das dürfte den Wert der Immobilie zeitnah massiv nach unten korrigieren.“ Außerdem könnte sich dieses „Exempel“ zu einer wichtigen Warnung an andere Vermieter entwickeln, die unangebracht hohe Mieten verlangen. Über 60 Userinnen und User drückten ihre Zustimmung zu diesem Kommentar mit einem Like aus.

Galeria Kaufhof. Foto: Pascal Höfig

Die Galeria Kaufhof in Würzburg gehört schon bald der Vergangenheit an. Foto: Pascal Höfig

Parteiübergreifendes Schreiben an Wirtschaftsminister Aiwanger

Angesichts der hohen Miete meldeten sich in dieser Woche auch die Landtagsabgeordneten aus Stadt und Landkreis Würzburg zu Wort und schüren vorsichtige Hoffnung auf eine Rettung des Kaufhauses. In einem parteiübergreifenden Schreiben appellieren Volkmar Halbleib (SPD), Felix Freiherr von Zobel (Freie Wähler), Andrea Behr, Björn Jungbauer (beide CSU), Patrick Friedl und Kerstin Celina (beide Bündnis 90/ Die Grünen) an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und seinen Staatssekretär Tobias Gotthardt, sich für den Standort Würzburg starkzumachen. Einzig der in Würzburg lebende Abgeordnete Daniel Halemba von der AfD ist nicht an der parteiübergreifenden Initiative beteiligt.

Lösung bei der Miethöhe finden

In dem Schreiben weisen die Politikerinnen und Politiker auf die zu hohen Mietkosten hin und bitten Aiwanger um Mithilfe: „Vor allem wäre jetzt wichtig, dass Sie als bayerischer Wirtschaftsminister alles tun, um zwischen den Vorstellungen des Insolvenzverwalters von Galeria Kaufhof und der Eigentümer-Gesellschaft eine Lösung bei der Miethöhe zu finden“, heißt es in dem Schreiben. Weiter bitten die Abgeordneten, „auf den Insolvenzverwalter und die künftigen Eigentümer einzuwirken, um auch hier Handlungsspielräume für eine Lösung auszuloten“.

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