Posthalle in Würzburg – Chronologie der gescheiterten alternativen Standorte
Manuel Scholze
5. Juli 2024

Die Posthalle in Würzburg. Foto: Silvia Gralla
Fast genau fünf Jahre ist es her, als eine Petition zur Rettung der Posthalle online ging. Über 20.000 Unterstützerinnen und Unterstützer fanden sich, die Zukunft des beliebten Konzertgeländes wurde in sämtlichen städtischen Gremien diskutiert. Alternativen zum Standort gab es eine Menge, davon eine sehr vielversprechende. Das Ergebnis ist heute ernüchternd. Nachdem das Areal am Bahnhof von der Beethovengruppe 2015 gekauft wurde, hat sich als Ergebnis für die Posthalle nichts getan, außer dass sich die Spielzeit im bestehenden Gebäude bis Ende des kommenden Jahres verlängerte. Interessierte finden hier eine Chronologie der Standortalternativen, die nicht genutzt werden können.
Standortalternative #1: Neubau an der Friedensbrücke
Posthallen-Betreiber Joachim „Jojo“ Schulz erinnert sich noch gut an die ersten Überlegungen. 2016 war bereits absehbar, dass es nicht für immer in den Posthallen am Bahnhof in Würzburg weitergehen kann. Daher schlug die Posthalle selbst einen ambitionierten Plan vor: einen Neubau an der Friedensbrücke, der unten der Google-Karte eingezeichnet ist. „Es gab bereits Machbarkeitsstudien, Pläne und eine Vorstellung im Stadtrat“, sagt Schulz. Der repräsentative Bau ging nicht durch, weil am Ende natürlich für Schulz auch immer die Frage steht: „Wer zahlt da die Zeche?“ Aus einem Neubau wurde nichts und wird es auch in absehbarer Zeit nicht, zeigen die schon lange beerdigten Pläne, die 2016 erstellt wurden.
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Hier schlug die Posthalle einen Neubau an der Friedensbrücke vor. Foto: Screenshot Google
Standortalternative #2: Neubau in der Ständerbühlstraße
Anders, aber auch neu: So hätte ein Projekt in der Ständerbühlstraße unterhalb der Nordtangente von Würzburg aussehen können. Auch weitere Standorte nahe der heutigen Tectake-Arena oder im neuen Hafen wie auch in der Faulenbergkaserne wurden zu dem Zeitpunkt geprüft. Favorisiert wurde davon keines, auch ein neues Gebäude in der Ständerbühlstraße, an das sich Jojo Schulz erinnert, wurde schnell verworfen.
Standortalternative #3: Aufbau auf dem Parkhaus in der Veitshöchheimer Straße
Hinter der schwimmenden Diskothek Boot befindet sich ein Parkhaus, das relativ ebenerdig zur Veitshöchheimer Straße gelegen ist. In einer Studie eines Stadtplanungsbüros wurde dieses Parkhaus bereits 2016 mit einem Aufbau als günstige Standortalternative für die Posthalle in Würzburg ausgemacht. Längere Zeit war der Alte Hafen ein Favorit für die Alternative, da das Parkdeck einfach hätte erweitert werden können, es gab aber auch Einschränkungen, die in der schmalen Fläche und möglichen Hochwasserzone begründet waren. Heute ist klar: Eine Posthalle auf dem Parkdeck wird es nicht geben.
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Standortalternative #4: Umnutzung eines Gebäudes in der Friedrich-König-Straße
Warum eigentlich keine Posthalle im Neuen Hafen, einem Industriegebiet vor den Toren der Stadt? Das fragten sich offenbar auch die Planungsexperten, die ein Lagergebäude der Firma Beuerlein in der Nähe von Veitshöchheim Richtung Würzburg prüften. Dabei wäre es um eine Umnutzung des bestehenden Gebäudes gegangen, bestätigt Schulz. Das Ergebnis: nicht machbar.
Standortalternative #5: Glaskeil-Areal
2022 erschien die Posthalle dann doch gerettet. Medial war das ein Großereignis, da ein Umzug erstmals wirklich realistisch erschien. Die Posthalle sollte ab Ende 2025 in die Glaskeil-Werkshallen in der Nürnberger Straße, Ecke Aumühlstraße ziehen. Ein perfekter Treffer! Doch die Hiobsbotschaft kam für Schulz 2023. Eine dauerhaft geplante Nutzung konnte aus Sicht von Glaskeil doch nicht stattfinden. Lediglich kurz- bis mittelfristig sei das Areal eine Ausweichmöglichkeit, da die Hallen von der Firma perspektivisch doch weitergenutzt werden sollten, hieß es damals in einem Artikel der Main-Post. Die Suche ging weiter.

Das Glaskeil Areal im Industriegebiet Aumühle. Foto: Patty Varasano.
Standortalternative #6: Rock Inn-Gebäude in der Ohmstraße
Eine Standortalternative, die momentan medial im Fokus steht, wurde offenbar auch als eine mögliche Option gehandelt, verrät Schulz. So wäre geprüft worden, ob die Posthalle nicht in das Industriegebäude in der Ohmstraße ziehen könne, in der sich derzeit die Boulderhalle Rock Inn befindet. Auch dieser Plan wurde verworfen, das Rock Inn bangt derzeit dennoch um seine eigene Zukunft, da das Rote Kreuz offenbar an der Halle interessiert ist.
Signal der Beethovengruppe klar: Es geht nicht mehr weiter
Wirklich viel hat sich nach den Diskussionen um die geplanten möglichen Umzüge aber nicht mehr getan, die Posthalle scheint in Würzburg aufgegeben zu sein. „Es dümpelt vor sich hin“, resigniert Jojo Schulz, der das Vertrauen verloren hat, dass es einen Willen seitens Politik und Stadt gebe, die Posthalle weiter in Würzburg mit einem neuen Standort zu halten. Denn die Beethovengruppe hatte kürzlich nochmals klar signalisiert, dass es keine weitere Verlängerung gebe. Für Schulz bedeutet das ganz persönlich: „Nächstes Jahr das Geschäft abzuwickeln. Was danach kommt, weiß ich nicht, von Hausmann bis irgendwo Anzuheuern ist alles drin.“ Seiner selbst gestellten Aufgabe, der Kultur einen Raum zu geben, will der ehemalige Stadtrat aber weiterhin treu sein. Da es aber in Würzburg dann keine gute Möglichkeit gibt, Konzerte für 200 bis 800 Menschen oder mal darüber hinaus auszurichten, werde das aber wahrscheinlich außerhalb seiner Heimatstadt stattfinden müssen.