Eröffnung Mozartareal: Chronik seit der Schließung des Mozart-Gymnasiums

Philipp Heilgenthal

23. September 2024

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Das Mozartareal in Würzburg wurde umfassend saniert, wobei die typischen architektonischen Elemente der 1950er Jahre vollständig erhalten blieben. Foto: Philipp Heilgenthal

Vor 17 Jahren schien das Mozartareal, wie der Bau der ehemaligen Mozart-Schule genannt wird, bereits verloren. Dreieinhalb Jahre lang wurde der damals baufällige Gebäudekomplex aus den 1950er Jahren Stück für Stück renoviert. Nun, am Freitag, dem 27. September, wird der Hufeisentrakt des „MOZ“ von Oberbürgermeister Christian Schuchardt feierlich eingeweiht. Zeit, auf die wechselvolle jüngere Geschichte des Mozartareals zurückzublicken und zu zeigen, wofür es ab sofort genutzt wird.

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Wie aus dem Mozart-Gymnasium ein großes Einkaufszentrum werden sollte

Bis 2001 befand sich in dem weit verzweigten Gebäudekomplex die Mozart-Schule. Wie das Café Mozart, das im Oktober 2023 in das Mainfranken Theater umzog, wurde die Schule nach dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart benannt, der einst eine Kaffeepause in Würzburg machte und in einem Brief von der Stadt am Main schwärmte. 2010 nutzte das Central Programmkino das Mozartareal als Zwischenstation, ehe es 2016 im Bürgerbräugelände in der Zellerau eine neue Heimat fand.

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Zu dieser Zeit gab es im Würzburger Stadtrat schon längst Pläne, das gesamte Gelände abzureißen, um Platz für ein 14.500 m² großes Einkaufszentrum zu schaffen. 2007 beschlossen die Ratsherren und -frauen den Abriss. Doch es regte sich von vielen Seiten Widerstand, allem voran in der Kulturszene. Aber auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege äußerte Bedenken aufgrund der, seiner Ansicht nach, schützenswerten, besonderen Architektur. In der bayerischen Denkmalliste heißt es zur Begründung, warum das Mozart-Areal unter Denkmalschutz stehe: „Mozart-Gymnasium, mehrteilige gestaffelte Baugruppe aus verschieden großen und unterschiedlich gestalteten Stahlbetonskelettbauten mit flachgeneigten Walmdachungen, angelegt im Sinne der organischen Stadtbaukunst, Nachkriegsmoderne, Rudolf Schlick, 1955-1957; mit Ausstattung; zugehöriger Schulgarten.“ Auf der Webseite des Mozartfests wird die Gebäudegruppe gar „ein herausragendes Beispiel der Nachkriegsmoderne“ genannt.

Der überwiegende Teil des Windmühlenbaus gehört seit einigen Jahren der VR-Bank. Sein Stil ist wie beim Hufeisentrakt gemäß den Vorgaben am ursprünglichen Farbkonzept der Fassade angepasst. Foto: Philipp Heilgenthal

Zahlreiche Widerstände verhindern Abriss – Erfolgreiches Bürgerbegehren 2015

Allerdings ist ein Denkmal nicht vor einem möglichen Abriss geschützt, wenn es sich in der Hand eines kommunalen Eigentümers befindet, wie in diesem Fall der Stadt Würzburg. Dennoch zeigten die jahrelangen Widerstände Wirkung und die Stadt legte die Abrisspläne vorerst auf Eis. 2015 setzte die Bürgerinitiative „Rettet das MOZ“ schließlich einen Bürgerentscheid durch, in dem sich die Bürgerinnen und Bürger Würzburgs für den Erhalt des Mozartareals entschieden – allerdings bei einer äußerst geringen Wahlbeteiligung von gerade einmal 19 Prozent.

Sanierung mit Verzögerung beendet

Auf dieser Basis folgte drei Jahre später der Beschluss zur Sanierung des baufälligen und energetisch sehr schlecht gedämmten Hufeisentraktes an der Hofstraße. Eigentlich sollte die Sanierung 2020 beginnen und nach 24 Monaten abgeschlossen gewesen sein. Am Ende starteten die Baumaßnahmen am Hufeisentrakt des MOZ erst im März 2021 und fanden nun im September 2024 ein Ende. Der hintere Teil, wegen seiner Form „Windmühlenteil“ genannt, wurde an die VR-Bank verkauft. Anders als die Stadt Würzburg begann die VR-Bank die am Denkmalschutz gebundene Sanierung im März 2020 und konnte bereits im September 2021 darin einziehen. Während dieser Zeit war die Hälfte des oberen Abschnitts der Hofstraße – seit 2014 übrigens eine kontrovers diskutierte „Mini-Fußgängerzone“ – gesperrt.

Wurden die Räumlichkeiten des MOZ in der Zwischenzeit genutzt?

Wer jedoch denkt, in all den Jahren stand das Mozartareal leer, der täuscht sich. Da die Sanierung durchgängig nur in Teilabschnitten erfolgte, konnten die meisten Räume in den vergangenen Jahren genutzt werden. Denn seit der Schließung des Mozart-Gymnasiums sind mehrere Gymnasien gezwungen, Klassen auszulagern. So haben das Röntgen- und das Siebold-Gymnasium mehrere Klassen ironischerweise ausgerechnet im ehemaligen Mozart-Gymnasium verfrachtet, von dem man dachte, es würde nicht mehr gebraucht werden. Weitere Nutzer waren die VHS, das Standesamt, die Heiner-Reitberger-Stiftung, die Sing- und Musikschule, eine Yogaschule, das Jugend-Symphonieorchester, Vereine, ein Arzt und verschiedene Tanzgruppen. Aufgrund der regen Nutzung in den vergangenen Jahren, stellte, die Hochschule für Musik mehrmals vergeblich Nutzungsanfragen für mehrere Räume des Mozarareals, bis sie schließlich die Nutzung zugesprochen bekamen.

Wie wird das Mozartareal künftig genutzt?

Der überwiegende Windmühlenteil gehört wie bereits erwähnt inzwischen der VR-Bank, die darin neue Büro- und Konferenzräume geschaffen hat. Wie vom Denkmalschutz vorgegeben, wurde deren bereits 2021 fertig gestellte Fassade dem historischen Farbkonzept angepasst und behielt ebenfalls die typischen architektonischen Elemente der 1950er Jahre vorschriftgemäß bei. Dasselbe gilt für den im Sommer 2022 fertiggestellten sogenannten Annexbau am Theaterplatz, in dem sich seitdem Wohnungen befinden.

In einem kleinen Abschnitt des Windmühlenteils befindet sich nun das Mozart-Büro mit Kartenbüro für das Mozartsfest Würzburg. Der Mitteltrakt des Hufeisengebäudes mit der großen Eingangshalle und der früheren Aula der Schule, soll künftig ein Begegnungsraum für Ausstellungen und eine Bühne für kulturelle Veranstaltungen aller Art sein. Bereits im August ist die Sing- und Musikschule Würzburg in den linken Flügel des Gebäudes eingezogen (mainpost.de). Die Hochschule für Musik nutzt dagegen den rechten Flügel, der mit dem Nachbargebäude verbunden ist, wo sie unter anderem schon seit langem beheimatet ist. Beide Mieterinnen teilen sich künftig die ehemalige Turnhalle im Keller als Proberaum für Orchester und Ensembles. Damit wird die Stadt Würzburg nicht nur der im Bürgerentscheid geforderten Nutzung für Bildung und Kultur gerecht. Sie hält sich dadurch auch an die (für sie eigentlich nicht bindende) Bedingung des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes, das Baudenkmal „entsprechend der ursprünglichen Zweckbestimmung zu nutzen“. Nicht zuletzt wird das Mozartareal als neue Musikstätte ihrem Namensgeber nun mehr als gerecht.

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