Nach Todesfall von Würzburger DJ: Letzte Party für DJ John

„Be faithful“ heißt übersetzt so viel wie „Bleib (dir) treu.“ Zwei Worte, die den Titel eines der bekanntesten Hip-Hop-Tracks der frühen 2000er darstellen, der bis heute in den Clubs der Welt überdauerte. Fatman Scoop rappte ihn, DJ John spielte ihn. Fatman Scoop starb während eines Konzerts Ende August, nur wenige Tage später sollte DJ John nach einem Wochenende hinter den Plattenspielern im Würzburger Zauberberg folgen. Zwei Hip-Hop-Legenden, einer international, einer national bekannt, verließen in den späten Sommertagen zu früh diese Welt. Zwei Männer, zu deren Leben „be faithful“ stets gehört hatte.

„Immer einen Witz auf deinen Lippen, immer einen Gag, immer cool drauf und super authentische Selection. Ich glaube, heute heißt das, Oldschool, dabei ist das einfach #Realdjing. Damn bro, das Leben ist so vergänglich“, schreibt der deutsch-polnische DJ Tomekk, der in den 2000ern einige Chartplatzierungen verbuchen konnte, auf seinem Facebookkanal. Während nationale Größen den Tod des Würzburgers mit türkischen Wurzeln betrauern, stehen auch Freunde und Familie vor einer klaffenden Lücke. „Es gibt Tage, die braucht kein Mensch. Ercan, Ruhe in Frieden“, lässt sein langjähriger DJ-Kollege Ralf Hofmann alias DJ BabyBee „trotz aller Differenzen“ verlauten. Simon Alsheimer, als Hip-Hop-Produzent und DJ Short-Cut bekannt, attestiert John: „Du hast das Nachtleben und unsere Jugend stark mit deinen DJ-Sets geprägt.“ Als DJ, der mit drei Plattenspielern und einer Menge Vinyl umgehen konnte, war der Würzburger Musiker ein Handwerker. 13.000 Platten stehen in seiner Wohnung und im Keller in Geroldshausen.

DJ John: „Es hat lange gebraucht, bis ich Mittwochnacht wieder schlafen konnte“

„Nun hat irgendjemand da oben beschlossen, dass es Zeit wird für guten Hip-Hop“

Sein Handwerk brachte DJ John deutschlandweit in die Clubs, Wegbegleiter waren Namen wie Ray-D oder DJ Jellin. Und so könnte Johns Beerdigung nicht nur zu einem Ort der Trauer werden, sondern auch zu einer Feier des Lebens und des guten Hip-Hops, wenn Acts wie diese sich letztmals um den Würzburger Hip-Hop-Liebling versammeln. „Nun hat irgendjemand da oben beschlossen, dass es Zeit wird für guten Hip-Hop und nimmt uns damit nicht nur einen der besten DJs der Stadt, sondern einen noch besseren Freund, Kollegen und Menschen“, schreiben Zauberberg-Geschäftsführer Andreas Eder und Inhaber Rudi Schmidt in einem gemeinsamen Statement. Auch sie werden am kommenden Freitag, 27.09.2024 um 15 Uhr auf dem Friedhof, Würzburger Straße 2 in 97256 Geroldshausen, Ortsteil Moos, erwartet. Dimi Roehm, ein langjähriger Freund von Ercan und der Familie schreibt über den Facebookaccount des gestorbenen Musikers: „Bitte kommt alle genauso, wie ihr seid. Wir möchten eine bunte Beerdigung. Entsprechend kleidet euch gerne bunt. Ob Jogginghose, Hoody, Cap in Blau, Grün, Gelb – vollkommen egal! Ercan war ein fröhlicher Mensch und hätte nicht gewollt, dass wir alle in komplett schwarz um ihn stehen.“

Die Sache mit den letzten Wünschen

Eine bunte Trauerfeier kann ein letzter Wunsch sein. Wie soll man ihn aber äußern, wenn man plötzlich stirbt? Dimi Roehm, der zugleich Pate von Johns Kind ist, sprach vor einigen Monaten mit DJ John bei einem Treffen „über Gott und die Welt“. Völlig zufällig sei man auf das Thema Tod gekommen und Ercan habe geäußert, dass wenn es bei ihm soweit sei, er „eine riesige, fette Party haben wolle.“ Das passe zu John, „er war jemand, der hat nur Späßchen gemacht, da war nie große Ernsthaftigkeit dabei“, sagt Dimi Rhoem über seinen Freund. Was damals locker dahingesagt als Wunsch gewesen sei, komme nun viel früher als erwartet zur Umsetzung. Deshalb gebe es außerhalb der Beerdigungszeremonie im Zauberberg einen Abschied mit lauter Musik und einer zeitlosen Hip-Hop-Selektion. So treffen sich in einer öffentlichen Party im Zauberberg am 04.10.2024 viele Freunde und Menschen, die das Leben des DJs huldigen wollen. „Die Allstars wie SlideOne, BabyBee, Alex Mader, Redskin, Eazy-K, Eddy, Lubbi und An-D legen auf“, sagt Rhoem. Alle verzichten auf ihre Gagen und auch der Zauberberg wolle daraus ein Benefizevent machen, um die Familie des bekannten Musikselektors zu unterstützen.

Ercan Karademir alias DJ John hinterlässt seine Lebensgefährtin und einen Sohn. Im Rahmen einer privaten Spendenkampagne kann derzeit die kleine Familie unterstützt werden. Die Todesursache ist bekannt, allerdings nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. DJ John wurde 57 Jahre alt.