Multifunktionsarena: Alles über das Großprojekt für Würzburg

Philipp Heilgenthal

18. Oktober 2024

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So soll die schicke Multifunktionsarena in Würzburg einmal aussehen. Visualisierung: Brückner & Brückner Architekten

Sie ist in Würzburg seit einigen Jahren in aller Munde: die Multifunktionsarena. Lange schon ist der Bau einer großen Halle für Konzertveranstaltungen, Basketballspiele und vieles mehr geplant. Derzeit wird auf allen Ebenen darüber diskutiert, ob und wie der Bau der Multifunktionshalle an der Grombühlbrücke finanziert und endlich realisiert werden kann. Wir geben einen Überblick über die Planungsgeschichte, wie das Bauwerk aussehen soll, wie die Finanzierung geplant ist sowie wer sich für und wer sich gegen das Großprojekt ausspricht.

„Fest entschlossen, das Projekt mit breiter Unterstützung zu realisieren“

„Die Stadt ist fest entschlossen, zusammen mit der Zukunftsstiftung Würzburg dieses Projekt mit breiter Unterstützung zu realisieren“, betont die Stadt Würzburg in einer Pressemitteilung zu den Planungen der Multifunktionsarena. „Sie wird ein Leuchtturmprojekt für Würzburg und weit über die Stadtgrenzen hinaus als Symbol für Innovation und Nachhaltigkeit stehen“, wird darin Oberbürgermeister Christian Schuchardt zitiert. Gab es bisher in Würzburg und ganz Unterfranken noch nie ein Veranstaltungsgebäude dieser Größenordnung, so wird aktuell von mehreren Seiten Druck gemacht, das Projekt endlich in Angriff zu nehmen. Doch was sind die Argumente der Befürworter?

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Warum braucht Würzburg gerade jetzt eine neue Multifunktionsarena?

Bisher fanden die größten Veranstaltungen entweder in der Posthalle mit einer Kapazität von bis zu 2.500 Besucherinnen und Besuchern oder in der Tectake Arena (früher s.Oliver Arena) mit einer Gesamtkapazität von 4.300 Plätzen (unbestuhlt) und mit gut 3.100 Sitzplätzen statt. Während in der Posthalle vorwiegend Konzerte stattfinden, dient die Arena vor allem als Heimspielstätte des Basketball-Bundesligisten FIT/One Würzburg Baskets und des Handball Drittligisten Wölfe Würzburg. Nun ist es so, dass beide Veranstaltungshallen in dem Sinn bald nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Ende 2025 wird die Posthalle abgerissen. Dagegen entspricht die Tectake Arena schon lange nicht mehr den Anforderungen einer modernen Profi-Arena. Zudem haben Basketball-Bundesligamannschaften die Auflage bekommen, ab 2029 eine Halle mit mindestens 4.000 Sitzplätzen vorweisen zu müssen. Somit brauchen die FIT/One Würzburg Baskets spätestens bis 2029 eine neue Spielstätte.

Hier auf der Brachfläche am Fuße der Grombühlbrücke unweit des Hauptbahnhofs soll die neue Arena gebaut werden. Grafik: Main-Post

Gründung der Zukunftsstiftung Würzburg und erste Pläne 2017

Erstmals nahm der Plan einer neuen Multifunktionsarena im Herbst 2017 konkrete Züge an. Damals traten hochrangige Würzburger Geschäftsleute wie s.Oliver-Gründer Bernd Freier, Michael Reizel, Chef der BVUK-Gruppe, und Investor Gerold Bader mit einem Konzept an die Öffentlichkeit. Bereits einige Monate zuvor gab es Prüfungen und Testplanungen. An den vorgestellten Plänen von damals hat sich im Kern bis heute wenig geändert.

So ist bis heute vorgesehen, die Arena von der Zukunftsstiftung Würzburg zu finanzieren. Diese gründeten die besagten Geschäftsleute bereits im März 2017. Der Bau soll von einer von der Stiftung eingesetzten Projektgesellschaft übernommen werden. Als Betreiberin soll im selben Stil eine beauftragte Betreibergesellschaft fungieren, sodass die Stadt Würzburg kein finanzielles Risiko tragen müsse, so die bisherige Idee.

Das tut die Stadt Würzburg bisher, um die Finanzierung zu ermöglichen

Im Februar 2019 hat der Stadtrat beschlossen, die Rückzahlung und den Schuldendienst eines Kredites über 12 Millionen Euro zu übernehmen, den die Projektgesellschaft zu Baubeginn aufnehmen wird. Im Oktober 2021 wurde dieser Kredit auf 16 Millionen aufgestockt. Damit sollte die bisherige Finanzierungslücke weitgehend geschlossen werden. Allerdings geht man inzwischen von 82 Millionen statt anfangs 51 Millionen Euro Baukosten aus. So beschloss der Stadtrat im Oktober 2024 einen weiteren Vorschuss von 18,5 Millionen Euro. Die Stadt baut darauf, dass die Investitionsmittel durch weitere Millionen aus der Privatwirtschaft und anderen Quellen reduziert werden können. Außerdem darf das Projekt einer klimaneutralen Veranstaltungshalle auf Förderungen von bis zu sechs Millionen Euro bauen. Als letztes Mittel, um die Finanzierung der Multifunktionshalle realisieren zu können, wäre die Stadt Würzburg bereit, erstmals seit 1991 die Gewerbesteuer zu erhöhen. Der Beschluss dazu wurde jedoch nach einer hitzigen Debatte im Stadtrat am 18. Oktober 2024 vorerst verschoben.

Standort, Größe und Ausstattung der Multifunktionsarena

Seit langem fest steht der geplante Standort der Multifunktionsarena. Dafür ist das brach liegende Grundstück am Fuße der Grombühlbrücke zwischen den Bahngleisen und der Schweinfurter Straße vorgesehen. Für den Standort spricht insbesondere die Nähe zum Hauptbahnhof und zur Straßenbahnhaltestelle Berliner Platz, aber auch zu den vielen neuen, großen Hotels in der Schweinfurter Straße, wie etwa dem markanten GHotel, dem höchsten Gebäude in Würzburg. Zudem liegt das neue Parkhaus Hauptbahnhof, mit über 1.000 Parkplätzen das größte Parkhaus der Stadt, nur wenige Meter entfernt.

Zukunftsvision einer Veranstaltung in der Würzburger Multifunktionsarena. Visualisierung: Arena Würzburg Projektgesellschaft

Als herausragend gilt der Plan, die bundesweit erste klimaneutrale Veranstaltungshalle zu errichten. Die weitgehend autarke Stromversorgung mit wirkungsvollen Stromspeichern würden die Betriebskosten besonders gering halten. Geplant sind in der Arena drei Tribünenränge mit 5.500 Plätzen bei Bestuhlung und unbestuhlt mit 7.000 Plätzen. Bis 2021 waren noch 6.500 beziehungsweise 8.000 Plätze vorgesehen. Die Kapazität wurde damals jedoch nach unten korrigiert.

Einweihung ursprünglich im Herbst 2024 geplant

Eigentlich hätte der Baubeginn 2020 sein sollen, um die Multifunktionshalle im Herbst 2024 einzuweihen. Doch kurz vor Baubeginn wischte die weltweite Corona-Pandemie alle Pläne wieder vom Tisch. Die Gaskrise infolge des Kriegs in der Ukraine und eine klamme Haushaltskasse taten ihr Übriges, um den Baubeginn weiter zu verzögern. Seit Anfang 2024 nimmt das Projekt allerdings wieder Fahrt auf. Zumindest konnte 2020 bereits die Brücke der Kohlenhofstraße als Zufahrt für die künftige Arena über die renaturierte Pleichach fertiggestellt werden.

Kritische Stimmen: Millionengrab wie Mainfranken Theater und Hubland-Mensa

Kritikerinnen und Kritiker wie ÖDP-Stadtrat Raimund Binder halten die Arena für nicht finanzierbar. Mit Blick auf andere immer noch laufende Bauprojekte, die den ursprünglich geplanten finanziellen und zeitlichen Rahmen inzwischen deutlich überspannen, ist vielerorts bereits von einem vorprogrammierten „Millionengrab“ die Rede. Gemeint sind in erster Linie die Sanierung des Mainfranken Theaters und der Mensa der Universität Würzburg am Hubland. Stadtrat Binder stellte etwa jedes Jahr den Antrag, die jeweils veranschlagten Planungskosten von 100.000 Euro für die Multifunktionsarena aus dem städtischen Haushalt zu streichen. Jüngst mahnte die Grünen-Stadtratsfraktion laut Main-Post-Berichten davor, dass die Priorisierung der Arena nicht auf Kosten der Straßenbahn-Linie 6, der Wärmewende oder der Sanierung städtischer Gebäude vonstattengehe.

Würzburger Kulturträger „Mittelgroße Spielstätte wird fehlen“

Indirekte Kritik kommt aus der Würzburger Kulturszene. In einer Pressemitteilung begrüßt der Dachverband freier Würzburger Kulturträger (DFWK) zwar die Planung einer Multifunktionsarena. Gleichzeitig kritisiert der Dachverband um Ralf Duggen, Leiter des Stramu Würzburg jedoch, dass dabei kleine und mittlere Spielstätten in Würzburg zu kurz kommen beziehungsweise bei der Stadtplanung in Vergessenheit geraten könnten. Damit greifen die Kulturschaffenden das Dilemma auf, dass mit der Schließung der Posthalle Ende 2025 eine zentrale Konzerthalle mittlerer Größenordnung in Würzburg fehlen werde. „Was ist mit den halbwegs etablierten Künstlern – seien es erfolgreiche lokale Acts oder tourende Künstler? Die sind in der Regel meilenweit davon entfernt, eine Halle mit 2.000 bis 5.000 Plätzen zu füllen“, gibt der DFWK in ihrer Mitteilung zu bedenken. Und weiter: „Es liegt im Interesse aller Würzburger, dass diese Lücke möglichst bald sinnvoll geschlossen wird. Die Multifunktionsarena ist sinnvoll – sie macht aber umso deutlicher, woran es fehlt.“

Großer Rückhalt mit Online-Petition

Öffentliche Unterschriften zahlreicher prominenter Unterstützerinnen und Unterstützer für die Multifunktionsarena. Screenshot: Philipp Heilgenthal

Dass das Großprojekt in Würzburg und Umgebung auf breite Zustimmung stößt, zeigt unter anderem die Online-Petition „Mainfranken braucht eine Multifunktionsarena!“ auf Change.org, die – von der Würzburg AG initiiert – am 4. Oktober 2024 startete. Nach zwei Wochen unterzeichneten sie bereits über 3.000 Personen, darunter öffentlichkeitswirksam zahlreiche Lokalprominenz aus Wirtschaft und Gesellschaft wie etwa die Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen von Va-Q-tec, Sparkasse Mainfranken Würzburg, Main-Post und Flyeralarm, sowie Caroline Trips, Präsidentin der IHK Würzburg und Schwimmweltmeisterin Leonie Beck. In einer Umfrage der Main-Post sprachen sich gut 72 Prozent für den Bau aus, während ca. 23,5 Prozent dagegen sind und gut 4 Prozent keine Meinung dazu haben.

So geht es weiter

Auf einer Podiumsdiskussion am 22. Oktober in der Theaterhalle am Dom stehen unter anderem Christian Schuchhardt, Baskets-Gesellschafter Jochen Bähr und der Geschäftsführer der Arena Würzburg Projektverwaltung, Thomas Oehler, Rede und Antwort. Als Nächstes gilt es, besagte externe Geldquellen zu sammeln, um die finanzielle Belastung der Stadtkasse möglichst gering zu halten. Ein möglicher Termin für den Baubeginn steht derzeit jedoch noch aus.

Hinweis: Ausführliche Artikel zu den verschiedenen Abschnitten der Planungsgeschichte gibt es auf www.mainpost.de unter dem Suchtwort „Multifunktionsarena“.

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