Studie: Würzburg einer der attraktivsten Handelsstandorte in Deutschland

Philipp Heilgenthal

22. November 2024

Von 13 bis 18 Uhr werden am Mantelsonntag (31.10.) die Geschäfte in der Würzburger Innenstadt geöffnet haben. Foto: Würzburg macht Spaß e.V.
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Reges Treiben in der Würzburger Innenstadt am Mantelsonntag. Archivfoto: Würzburg macht Spaß e.V.

Manch einer behauptet, durch ständige Ladenschließungen – vor allem in der Kaiserstraße – und wegfallende Parkplätze sei die Würzburger Innenstadt nicht mehr attraktiv für Passantinnen und Konsumenten. „Die Innenstadt blutet aus“, ist oftmals in Kommentaren unserer Facebook-Community zu lesen. Doch der Schein trügt gewaltig, wie die Gesellschaft für Konsumforschung, kurz GfK, nun in einer Studie belegt. Dem größten Institut für Konsumforschung in Deutschland zufolge spielt Würzburg in Sachen Einzelhandel deutschlandweit sogar ganz oben mit.

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Die Studie: Einzelhandelsumsatz und Kaufkraft zeugen von Attraktivität des Einzelhandels

Das Unternehmen GfK sitzt in Nürnberg und beschäftigt derzeit über 13.000 Mitarbeiter in mehr als 100 Ländern. Es verfügt über viele renommierte und bekannte Kunden aus der Konsumgüter- und Medienindustrie. In der GfK-Studie zur Einzelhandelszentralität in Deutschland 2024 wird der Kaufkraftzufluss beziehungsweise -abfluss gemessen. Indem man die potenzielle Kaufkraft pro Einwohner dem Einzelhandelsumsatz gegenüberstellt, misst man die Einzelhandelszentralität, also die Sogkraft eines Landkreises beziehungsweise einer Stadt. Ein Wert über 100 bedeutet in der Summe ein Zufluss des Einzelhandels, darunter ein Abfluss. Werte deutlich über 100 zeugen damit von einem überdurchschnittlich attraktiven Einzelhandel. Die Studie zeigt, dass Städte und Landkreise mit der höchsten Kaufkraft, wie etwa Starnberg, München und Düsseldorf, keinesfalls automatisch einen hohen Kaufkraftzufluss haben. Es kommt schließlich darauf an, wer wo sein Geld ausgibt. Weitere Infos zur Studie und Ergebnisse gibt es hier.

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Würzburg bei der Einzelhandelszentralität auf Platz 6 von 400

In dieser Hinsicht zeugt der Wert von 175,7, dass einerseits Würzburgerinnen und Würzburger in hohem Maße ihr Geld in der eigenen Stadt lassen und dass Würzburg andererseits beträchtlich von kaufkräftigen Besucherinnen und Besuchern aus dem Umland und der Ferne profitiert. Mit diesem Topwert belegt Würzburg Platz 6 der insgesamt 400 deutschen Stadt- und Landkreise. Unter den zentral in Deutschland gelegenen Kreisen liegt Würzburg sogar auf Platz 2 kurz nach Koblenz. Dagegen dürfen die Top 4 (Zweibrücken, Straubing, Passau, Kaiserslautern) ihren hohen Wert zumindest zum Teil der Kaufkraft von Konsumentinnen und Konsumenten aus dem nahe gelegenen Frankreich beziehungsweise Österreich aufgrund der günstigeren Preise in Deutschland zu verdanken haben. Im Falle von Straubing und Kaiserslautern belegt der jeweils umliegende Landkreis einen Platz ganz unten im Ranking. Die Menschen aus dem unmittelbaren Umland kaufen dort also überwiegend im zentralen Mittelzentrum ein. In der Kategorie „Einzelhandelsumsatz 2024 je Einwohner“ klettert Würzburg sogar noch weiter nach oben. Mit 10.150 Euro landet die Domstadt auf Platz 4 und hat damit fast ein doppelt so hohen pro-Kopf-Umsatz als der Landesdurchschnitt.

Mittelzentren in den Top 10, Berlin auf Rang 187

Daneben zeigt die Studie anschaulich, dass die großen Metropolen in Deutschland keinesfalls zu den großen Einkaufsmagneten zählen. So dümpeln die zehn Städte mit dem größten Gesamtvolumen, also fast ausschließlich die größten Städte, bei Werten zwischen 100 und 112 nur im oberen Mittelfeld der Einzelhandelszentralität. Die Hauptstadt Berlin liegt mit dem Wert 100,1 beispielsweise gerade einmal auf Rang 187. Unter den Top 10 der attraktivsten Einzelhandelsstandorte befinden sich dagegen allesamt Mittelzentren mit nur 40.000 bis 150.000 Einwohnern. Laut der Umfrage haben diese Mittelzentren gemeinsam, dass sie ein großes Einzugsgebiet bedienen, in dem relativ viel Kaufkraft steckt. Daher fließt die Kaufkraft aus dem ländlich geprägten Umland in die angrenzenden Versorgungszentren wie Würzburg, was zu einem deutlichen Kaufkraftüberschuss führt. Dennoch spiele ein Netz an attraktiven Geschäften eine entscheidende Rolle für einen hohen Kaufkraftzufluss.  

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