Für Tierwohl in der Region: Tierhilfe Würzburg e.V. kontrolliert Anzeigenportale

Paula Schurbohm

11. Dezember 2024

Hund Apollo war schwer krank, seine Besitzer wollten ihn über eine Kleinanzeige verkaufen. Foto: Tierhilfe Würzburg e.V.
HundApollo_Tierhilfe

Hund Apollo war schwer krank, seine Besitzer wollten ihn über eine Kleinanzeige verkaufen. Foto: Tierhilfe Würzburg e.V.

„Quoka“, „deine-Tierwelt“ und andere Kleinanzeigen-Portale kennt eigentlich jeder. Neben diversem Krimskrams werden hier auch Lebewesen angeboten. Vom Goldfisch über die Riesenschlange bis zum Hundewelpen ist dort alles zu finden. Aber geht es bei der Suche nach einem neuen Zuhause wirklich immer um das Tierwohl? Der Tierhilfe Würzburg e.V., ein frisch gegründeter Tierschutzverein, der sich regional engagiert, kontrolliert regelmäßig Anzeigen, in denen Tiere im Umkreis von 50 km um Würzburg angeboten werden. Als vermeintlicher Kaufinteressent meldet sich die Tierhilfe Würzburg dann zu den Angeboten und schaut vor Ort nach, wie es um die Tiere steht. Der Tierschutzverein möchte auf die Probleme und Gefahren bei Tierverkäufen über Kleinanzeigen-Portale aufmerksam machen und berichtet über einen aktuellen Fall.

Der Fall Apollo

„Hund aus finanziellen Gründen abzugeben“ war der Titel der Anzeige. Im Beschreibungstext erfuhr man, dass Hund Apollo eine Allergie hat. Teure Medikamente sind nötig, die sich der Besitzer nicht mehr leisten kann. Eine traurige Situation, in die kein Tierbesitzer je kommen möchte.

In der Hoffnung, es läge nur am Medikamentenbedarf, wurde die Familie im Würzburger Umland von der Tierhilfe besucht. Die Situation vor Ort stellte sich jedoch ganz anders dar. Die Tierhilfe Würzburg begegnete völlig verzweifelten Menschen, die keinen Ausweg sehen, und ein Tier in kritischem Zustand. Durch die fehlenden Medikamente hat sich Apollo bereits den ganzen Körper aufgekratzt. Eiter steht in den Augen, Schorf bedeckt den Bauch und nie endender Juckreiz führt zu weiteren Verletzungen. Zudem ist er erschreckend dünn. Die Mitglieder der Tierhilfe nehmen den kleinen Hund in ihre Obhut.

Apollo kann sich nun endlich etwas ausruhen. Foto: Tierhilfe Würzburg e.V.

Apollo kann sich nun endlich etwas ausruhen. Foto: Tierhilfe Würzburg e.V.

Tierhilfe ist Retter in Not

Bei der Tierhilfe angekommen, wird er umgehend versorgt. Die Allergietabletten schlagen an und er hört sofort auf sich zu kratzen. Aber schon am zweiten Tag zeigt sich „nur Allergie“ ist leider nicht alles. Apollos Situation verschlechtert sich rapide. Er zittert, kann nicht mehr stehen oder laufen, hat blutigen Durchfall und erbricht sich mehrfach.

In der Klinik zeigt sich der volle Umfang: Er ist bis aufs Letzte ausgezehrt und braucht sofort fachkundige Hilfe. Eine Augenerkrankung sorgte über die letzten Jahre dafür, dass er nahezu blind ist. Der Magen-Darm-Trackt ist schwer geschädigt, sodass der Hund kein Futter verwerten kann und trotz vollem Napf langsam verhungert. In seinen Ohren tummeln sich Bakterien und Pilze. Durch das permanente Kratzen ist die Haut an einigen Stellen verändert. All diese Erkrankungen sind über lange Zeit entstanden, wurden aber nie erkannt oder behandelt. Apollo wird sofort stationär aufgenommen und umfassend mit Medikamenten versorgt. Er benötigt Spezialfutter und wird sein restliches Leben auf Medikamente angewiesen sein. Es ist unbekannt, wie lange er ohne medizinische Behandlungen noch durchgehalten hätte.

Kein Einzelfall

Bereits in der Vergangenheit wurden vom Verein mehrmals über Kleinanzeigen Tiere und Menschen in Notlagen entdeckt. Hündin Luna wurde beispielsweise in einem Abbruchhaus zurückgelassen. Unseriöse Zuchten, mafiöse Händler und kritische Privathaltung sind außerdem kein Einzelfall. Bei einigen Besitzern sei die Tierhilfe Würzburg froh, dass sie das Tier abgeben und es so endlich aus schlechter Haltung geholt werden kann. Andere Besitzer seien einfach verzweifelt auf der Suche nach einer Lösung, aber es hilft keiner. Die Tierheime sind voll, die meisten nehmen schon lange keine Privatabgaben mehr auf. Regionale Tierhilfen sind rar, und die Besitzer damit oft auf sich alleine gestellt.

Hündin „Luna“ wurde im Keller gehalten und dann im einsturzgefährdeten Haus zurückgelassen. Foto: Tierhilfe Würzburg e.V.

Hündin „Luna“ wurde im Keller gehalten und dann im einsturzgefährdeten Haus zurückgelassen. Foto: Tierhilfe Würzburg e.V.

Polizei findet Hundewelpen im Ringpark

Was ist mit den Käufern?

Nicht nur bei den Verkäufern sollte man genauer hinschauen, rät der Tierschutzverein. Viele Privatpersonen, die Tiere abgeben, haben keinerlei Erfahrung. Oft sind sie in einer verzweifelten Lage. Da ist jemand, der das Tier abholt, die erhoffte Lösung. Aber wo das Leid der Besitzer endet, kann das Leid des Tieres erst beginnen. Nicht selten wird die Notlage ausgenutzt und Tiere ohne Auskunft über das neue Zuhause in eine ungewisse Zukunft übergeben. Ohne Überprüfung kann sich jeder das Tier seiner Wahl anschaffen, weitergeben oder verschwinden lassen. So kann sich das vermeintliche Happy End in einen Albtraum verwandeln: Gewalt, Schmerz oder Angst sind die Folgen. Nager, Kitten und kleine Welpen können als günstiges Schlangenfutter dienen und unkastrierte Rassehunde zur Welpenproduktion missbraucht werden. Die ursprünglichen Besitzer haben oft keine Kontrolle oder Handhabe mehr, denn ein Vertrag mit Kontaktdaten und Bedingungen wurde meist nie geschlossen.

Wer kann helfen?

Durch die regelmäßigen Kontrollen solcher Anzeigen soll bestehendes und zukünftiges Leid vermieden werden, so die Tierhilfe. Die Tierhilfe Würzburg meldet unzulässige Haltung beim Veterinäramt, Verstöße gegen das Tierschutzgesetz werden angezeigt. In kritischen Fällen werden die Tiere sofort in Sicherheit gebracht. „Hilfe suchenden Besitzern bieten wir „Vermittlungshilfe“ an – dabei stellen wir sicher, dass die Vermittlung für alle Beteiligten fair abläuft und Mensch und Tier geholfen wird“, erklärt 1. Vorstand Daniel Stahl. Die Tierhilfe Würzburg ist ein neu gegründeter Tierschutzverein, der sich regional engagiert und besteht aus einem kleinen Team, das zu 100 Prozent ehrenamtlich arbeitet. Daher werde dringend Unterstützung und Spenden gebraucht, um weiter für das Tierwohl in der Region zu kämpfen. Weitere Infos gibt es auf der Webseite des Vereins.

Banner2
Topmobile2