Würzburger DJ Pappenheimer: Erfahrung wird nicht mehr zwangsläufig respektiert
Manuel Scholze
4. Februar 2025

Der Würzburger DJ Pappenheimer bei einem Gig im Airport. Foto: Silvia Gralla
Es war das Jahr 2001, als Pappenheimer mit dem Genre Techno infiziert wurde. Bei einem Rave am Frankfurter Hafentunnel sah er DJ Rush auflegen und probierte es selbst. Es folgte eine für Würzburg beispiellose Karriere in der nationalen Techno-Landschaft. Heute spielt der 41-Jährige nach wie vor jedes Wochenende in europäischen Clubs und füllt Hallen. Doch etwas hat sich verändert.
„Die Schnelllebigkeit in der Techno-Szene ist ein faszinierendes, aber auch gnadenloses Phänomen“, schreibt Pappenheimer am Wochenende auf seinen Social-Media-Seiten. Unzählige Trends wären über die Jahrzehnte hinweg immer wieder aufgetaucht und gegangen, doch der Rhythmus verschnellere sich konstant.
Art, Musik zu konsumieren, ist kurzlebiger
„Neue Künstler tauchen in einem Moment aus dem Nichts auf und verschwinden im nächsten wieder. Plattformen wie Spotify, SoundCloud, Bandcamp und vor allem Social Media haben die Art verändert, wie Musik entdeckt und konsumiert wird“, so Jörg Ringleb alias Pappenheimer. Die Musik scheint weniger wert zu werden, wenn man dem Würzburger DJ, der in Wiesentheid lebt, glaubt. „Während früher Vinyl-Releases Monate im Voraus geplant wurden und einen langfristigen Impact hatten, kann heute eine digitale Veröffentlichung schon nach wenigen Wochen wieder in der Flut neuer Tracks untergehen.“ Recht geben ihm einige Meldungen der großen Streaminganbieter, wobei auch KI-generierte Tracks zum Problem werden. Monatlich fluten zehntausende Songs die Plattformen, die nicht mehr von Menschen produziert wurden. Eine Meldung als Beispiel: Ein Betrüger hat mit selbst hochgeladenen KI-Songs und Bots, die die Musik gehört haben, zehn Millionen Dollar verdient. Er wurde für den Betrug verurteilt.
Das ist jedoch nur die Seite der Musik und wie sie konsumiert werden. Auch Club-DJs stecken in einer Krise, sagt Pappenheimer: „Die Festivalisierung der Szene sorgt dafür, dass DJs oft nur ein, zwei Jahre im Hype sind, bevor das nächste große Talent sie ablöst.“ Junge Acts würden dann auf massiven Output setzen, um immer wieder relevant und präsent zu bleiben.
„Dabei geraten Erfahrung und Langlebigkeit oft in den Hintergrund – ein DJ mit 20 Jahren Geschichte wird nicht zwangsläufig mehr respektiert als ein Newcomer mit einem viralen TikTok-Clip.“ Respektlosigkeit kritisierte Pappenheimer in jüngster Vergangenheit bereits, als er mit dem Shootingstar Stella Bossi auf einer Bühne stand und sich über ihr Verhalten ordentlich ärgerte.
Chance: Sich treu zu bleiben, ohne den Anschluss zu verlieren
Für Pappenheimer ist eine eigene Handschrift nach wie vor der Schlüssel. Wer seine Musik bewahre und gleichzeitig offen für neue Entwicklungen bleibe, könne in der „schnelllebigen Welt bestehen“. Am Ende zähle schließlich das, was auf der Tanzfläche passiert. Und das entscheide nicht der Algorithmus, sondern die Energie, die ein DJ vermittle.