Oberbürgermeisterwahl in Würzburg 2025: Wer sind die vier Kandidaten?

Manuel Scholze

14. März 2025

Collage WÜR OB Wahl

Die vier Kandidatinnen und Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt in Würzburg 2025. Fotos: Silvia Gralla, Thomas Obermeier

Am 4. Mai 2025 ist es so weit: Die Würzburger Bevölkerung wählt ihr neues Stadtoberhaupt. Auf dem Wahlzettel werden vier Kandidatinnen und Kandidaten stehen, die mit unterschiedlichen politischen Profilen und persönlichen Hintergründen um das Amt des Oberbürgermeisters kämpfen. Besonders im Blickpunkt steht dabei die parteilose Bewerberin Claudia Stamm – sie hat sich erfolgreich die nötigen Unterschriften gesichert und kann damit als vierte Kandidatin auf den Stimmzetteln erscheinen. Für wen wird sich Würzburg bei der Oberbürgermeisterwahl (OB-Wahl) entscheiden?

Claudia Stamm an einer Wand am Mainkai

Claudia Stamm. Foto: Silvia Gralla

Claudia Stamm – Die Parteilose mit prominenter Familientradition

Claudia Stamm, Tochter der verstorbenen Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU), tritt als unabhängige Kandidatin zur Oberbürgermeisterwahl in Würzburg 2025 an. Die 54-Jährige ist ehemalige Landtagsabgeordnete der Grünen und war zuvor als Journalistin tätig. Da sie ohne Parteiunterstützung kandidiert, benötigte sie 385 Unterschriften, um offiziell zur Wahl zugelassen zu werden. Diese konnte Stamm sammeln und steht damit zur Wahl als Oberbürgermeister.

Der Werdegang von Claudia Stamm:

  • 1988: Erwerb des High-School-Diplomas in Illinois (USA)
  • 1990: Abitur am Wirsberg-Gymnasium in Würzburg
  • Studium: Philosophie und Politologie an den Universitäten Eichstätt, Köln, Salamanca und Berlin, Abschluss als Magistra Artium (M.A.)
  • Berufliche Erfahrungen: Freie Mitarbeiterin als Journalistin bei InVia e.V. in München
  • 1999–2009: Tätigkeit beim Bayerischen Rundfunk
  • April 2009 bis März 2017: Erstmaliger Einzug in den Bayerischen Landtag für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, dort Haushaltspolitische Sprecherin und Sprecherin für Gleichstellung
  • März 2017 bis Oktober 2018: Fraktionslose Abgeordnete im Bayerischen Landtag
  • Engagement: Mitglied bei Amnesty International, VDK, Pro Familia München, Freundeskreis Afghanistan, Pusteblume Ottobrunn
  • Weitere Funktionen:
    • Vorstandsmitglied der Lebenshilfe München
    • Mitglied im Kuratorium des Klimaherbst e.V. (München)
    • Mitglied des Advisory Boards von Promotin Africa e.V.
    • Vorstandsmitglied der Kampagne für Demokratie und Solidarität e.V.i.G.
    • Mitglied im Kuratorium der Stiftung München, der Kampagne für Demokratie und Solidarität sowie bei Zeit zu handeln
    • Mitglied der Kinderkommission

Erste Wahlkampfdiskussion zur Linie 6 der vier Kandidatinnen und Kandidaten

Judith Roth-Jörg spricht an einem Podium

Judith Roth-Jörg. Foto: Silvia Gralla

Judith Roth-Jörg – CSU-Kandidatin mit Verwaltungserfahrung

Als Dritte Bürgermeisterin sowie Leiterin des Referats Bildung, Schule und Sport nimmt Judith Roth-Jörg eine zentrale Rolle in der Würzburger Stadtverwaltung ein. Sie geht für die CSU um das Amt des Oberbürgermeisters ins Rennen. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im kommunalen Bereich genießt sie regional Bekanntheit und will das Amt mit neuen Impulsen sowie einer klaren Agenda für Bildung und Sport füllen. Zu ihren Zielen für die Stadt gehört es, bürgernah zu sein, Familie und Gemeinschaft wie auch Wirtschaft und Innovation zu fördern und neben Sicherheit auch Kultur und Tradition zu bewahren. Wird Roth-Jörg neue Oberbürgermeisterin?

Die E-Mail-Affäre: Wie Judith Roth-Jörg vergeblich versuchte, Gegenkandidaten Martin Heilig anzuschwärzen (MP+)

Der Werdegang von Judith Roth-Jörg:

  • 1975 – 1996: Wurzeln und Schulzeit
    • Geboren 1975 in Würzburg, aufgewachsen im Würzburger Frauenland
    • Schulzeit am Matthias-Grünewald-Gymnasium, Abschluss mit dem Abitur
    • Langjähriges Engagement als Klassen-, Schüler- und Bezirksschülersprecherin
    • Sechsmonatiger Auslandsaufenthalt (Work & Travel) in Neuseeland
  • 1997 – 2014: Studium und Familie
    • Studium der Politischen Wissenschaften (M.A.) mit Nebenfächern in Betriebswirtschaft und Jura in Passau und Würzburg
    • Heirat mit Oliver Jörg 1998, Trennung 2018
    • Familiengründung während des Studiums: Geburt der Kinder Benjamin (1999) und Emily (2004)
    • Engagement in der studentischen Krabbelgruppe und als Elternbeiratsvorsitzende im Kindergarten
    • Verschiedene Jobs zur finanziellen Unterstützung der Familie (Büro, Einzelhandel, Gastronomie, über 20 Jahre im Orgateam des Africa Festivals)
    • Geburt des dritten Kindes Kilian (2008)
    • Ehrenamtliches Engagement in Vereinen, als Pfarrgemeinderatsvorsitzende, in Stiftungen und als CSU-Ortsvorsitzende in Versbach
  • 2014 – 2020: Einstieg in die Kommunalpolitik
    • Wahl in den Würzburger Stadtrat
    • Arbeitsschwerpunkte zunächst im Kultur-, Schul- und Sportausschuss sowie im Umwelt- und Planungsausschuss
    • Aufsichtsrätin der Würzburger Stadtbau GmbH
    • Mitglied des Bildungsbeirats
    • Ab 2017 stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion
  • 2020 – heute: Bürgermeisterin und Stadtschulrätin
    • Seit Mai 2020 Dritte Bürgermeisterin und Stadtschulrätin von Würzburg, verantwortlich für das Referat Bildung, Schule und Sport
    • Zuständig für den Neubau der Grundschule am Hubland, die Digitalisierung der Würzburger Schulen, die gemeinsame Erarbeitung der Bildungsregion mit dem Landkreis Würzburg, Schulerweiterungen und die energetische Schulsanierung
    • Heirat 2023 mit Wolfgang Roth, der im Würzburger Stadtrat sitzt
    • Ansprechpartnerin für über 100 Sportvereine in Würzburg und Unterstützung bei deren Belangen

Die Reaktionen zur E-Mailaffäre: Roth-Jörg spricht von Rachefeldzug, SPD stärkt Main-Post und Heilig den Rücken (MP+)

Martin Heilig hält ein Mikrofon in der Hand

Martin Heilig. Foto: Silvia Gralla

Martin Heilig – Grüner Schwerpunkt auf Umwelt und Klima

Martin Heilig, Zweiter Bürgermeister der Stadt Würzburg und Leiter des Referats Umwelt und Klima, wurde von der Stadtratsfraktion der Grünen vorgeschlagen, versteht sich jedoch ausdrücklich als überparteilicher OB-Kandidat. Sein Fokus liegt vor allem auf der Weiterentwicklung der Klimapolitik, dem Ausbau erneuerbarer Energien und der nachhaltigen Stadtplanung. Deshalb ist Heilig auch Bayerns erster Kimabürgermeister. Mit seinem Hintergrund möchte er in der kommenden Amtsperiode den Klimaschutz weiter vorantreiben und die ökologische Modernisierung Würzburgs beschleunigen. Martin Heilig wäre damit momentan der einzige grüne Oberbürgermeister einer Großstadt in Bayern.

Der Werdegang von Martin Heilig:

  • 1975 in Würzburg geboren, aufgewachsen in verschiedenen Stadtteilen (Versbach, Frauenland, Grombühl), tiefe Verwurzelung in Stadt und Gemeinschaft.
  • Jugend und frühes Engagement
    • Leistungssportler beim Akademischen Ruderclub Würzburg.
    • Gruppenleiter in einem christlichen Jugendverband.
    • Mitinitiator der Gründung der „Grünen Jugend“ in Würzburg.
    • Organisation mehrerer Hilfstransporte.
  • Beruflicher Werdegang
    • Nach der zehnten Klasse am Röntgen-Gymnasium: Lehre bei einer Baufirma.
    • Abitur an der Berufsoberschule nachgeholt.
    • Studium in Würzburg, St. Andrews (Schottland) und Nürnberg (Europarecht und VWL, Abschluss als Diplom-Handelslehrer)
    • Referendariat und anschließend zehn Jahre als Lehrer in der Fach- und Berufsoberschule Marktheidenfeld tätig.
  • Soziales Engagement
    • Über 25 Jahre Einsatz in Würzburg, u. a. im Vorstand der Volkshochschule.
    • Aktiv in Sportvereinen, Elternbeiräten und Bürgerinitiativen.
    • Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
    • Vorsitzender der Würzburger GRÜNEN.
  • Politische Erfahrung
    • Seit 2020 Zweiter Bürgermeister von Würzburg.
    • Initiierung und Mitgestaltung wichtiger Projekte in der Stadt.
    • Kandidatur als Oberbürgermeister, um Verantwortung für Würzburg weiterzuführen.
  • Privates und Familie
    • Verheiratet und Vater von fünf Söhnen.
    • Politisches Engagement mit dem Ziel, eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen in Würzburg zu schaffen.

Alle Artikel der Main-Post zur OB-Wahl in Würzburg

Eva von Vietinghoff-Scheel lacht in die Kamera

Eva von Vietinghoff-Scheel. Foto: Silvia Gralla

Eva von Vietinghoff-Scheel – Juristin mit sozialdemokratischer Basis

Für die SPD tritt Eva von Vietinghoff-Scheel an, die bis 2024 im Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg tätig war. Die Juristin verfügt über umfangreiche Kenntnisse in Verwaltungs- und Kommunalfragen und möchte diese Expertise einbringen, um nachhaltige Stadtentwicklung und soziale Schwerpunkte zu stärken. Durch ihren juristischen Hintergrund will sie zudem klare Strukturen und effiziente Abläufe im Rathaus etablieren.

Der Werdegang von Eva von Vietinghoff-Scheel:

  • Geburtsdatum und Kindheit
    • Geboren am 22.04.1980 in Leonberg
    • Frühe Auslandsaufenthalte durch den Beruf des Vaters in der Entwicklungshilfe, unter anderem in Burundi
    • Siebenjähriger Aufenthalt in Chile (Nähe Temuco), Besuch der Deutschen Schule vor Ort
  • Rückkehr und Ausbildung
    • Rückkehr nach Deutschland Anfang 1994
    • Abitur 1999 in Ditzingen (Baden-Württemberg)
    • 1999 bis 2004 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Würzburg
    • 2006 Abschluss des zweiten juristischen Staatsexamens
  • Beruflicher Werdegang
    • Fast 20 Jahre Berufserfahrung in verantwortungsvollen Positionen als Volljuristin
    • Zuletzt Personalverantwortung für über 1.400 Beschäftigte beim Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg
    • Tätigkeiten in klassischer Verwaltung, privatem und öffentlichem Baurecht, Pflegebereich, Kliniken, Abfallwirtschaft und ÖPNV
    • Leidenschaft für das Initiieren und Vorantreiben von Projekten im Team
  • Persönliche Überzeugung
    • Fokus auf direktem Gespräch, Zuhören und menschlicher Führung
    • Menschen stehen im Mittelpunkt, nicht als Zahl oder Kostenfaktor
    • Überzeugung, dass jeder Mensch Anspruch auf Freiheit, Gerechtigkeit und Verbundenheit hat
    • Dankbarkeit für die juristische Ausbildung und die Möglichkeit, das „Handwerk des Rechts“ zu erlernen
  • Privatleben
    • Wohnt in Karbach (Main-Spessart) mit ihrem Ehemann, zwei Kindern und vielen Tieren
    • Leben in einer denkmalgeschützten Mühle
    • Familie, Tiere und Natur als wichtiger persönlicher Ausgleich und Bereicherung

Diese vier Kandidatinnen und Kandidaten stehen im Mittelpunkt der OB-Wahl in Würzburg 2025. Mit ihren unterschiedlichen politischen Ausrichtungen und beruflichen Werdegängen prägen sie die Debatte über die zukünftige Entwicklung der Stadt. Am Sonntag, 4. Mai liegt es letztendlich in der Hand der Würzburgerinnen und Würzburger, wer zukünftig die Geschicke der Domstadt lenken wird.

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