Ein Jahr Cannabislegalisierung: Cannabis Clubs in Würzburg ohne Genehmigung
Manuel Scholze
3. April 2025

Cannabis Social Club (Symbolbild) Foto: Unsplash
Vor einem Jahr, am 1. April 2024, hat Deutschland den Konsum von Cannabis legalisiert. Damit soll der Schwarzmarkt bekämpft und die Konsumentinnen und Konsumenten entkriminalisiert werden. Ein Erfolgsmodell wurde es nicht überall, denn Länder wie Bayern mauern trotz der Legalisierung. Die Richtlinien erlauben Erwachsenen zwar den Besitz von bis zu 30 Gramm Cannabis und den Anbau von bis zu drei Pflanzen für den Eigenbedarf. Der Verkauf über sogenannte Cannabis Social Clubs ist aber ein Tabu.
Cannabis Social Club: Gemeinschaftlicher Anbau und Konsum
In diesen Cannabis Clubs können Mitglieder ganz grundsätzlich gemeinsam Cannabis anbauen. Die Social Clubs sind nicht kommerziell ausgerichtet und dürfen nur eine begrenzte Anzahl an Mitgliedern haben. Sie bieten eine kontrollierte Umgebung, in der Konsumentinnen und Konsumenten Zugang zu Cannabis haben, ohne auf den illegalen Markt angewiesen zu sein. Gleichzeitig sollen sie im Club den verantwortungsvollen Umgang mit der Droge fördern. 48 dieser Clubs wurden bundesweit bis Ende 2024 zugelassen, berichtet das ZDF. Obwohl knapp 400 Vorhaben beantragt wurde.
Bayern: Strengere Auslegung der Richtlinien
In Bayern, insbesondere in Würzburg, sind bisher noch keine Cannabis Clubs genehmigt worden. Dies liegt vor allem an der konservativen Haltung der Landesregierung, die sich weiterhin strikt gegen die Legalisierung von Cannabis stellt. In Bayern werden die gesetzlichen Regelungen erheblich strenger ausgelegt, und es gibt zahlreiche bürokratische Hürden, die die Gründung von Cannabis Clubs erschweren. Wie weit dort die Vorschriften gehen, zeigt ein Beispiel aus dem Landkreis Main-Spessart. Bisher kann Cannabis im Freistaat legal nur in Apotheken erworben werden, und das auch nur für medizinische Zwecke. Patienten und Patientinnen, die Cannabis als Medikament benötigen, müssen dafür ein entsprechendes Rezept von einem Arzt vorlegen. Ein solches ist in Deutschland allerdings sehr leicht auch online zu bekommen. Auch der Freizeitkonsum von Cannabis ist hierzulande, trotz der Legalisierung auf Bundesebene, nicht so einfach möglich wie in einigen anderen Bundesländern. Und Würzburg ist nun mal ein Teil von Bayern.
Warum darf Bayern überhaupt seine eigenen Spielregeln festsetzen?
Der Freistaat hat in der Handhabung der Cannabislegalisierung und insbesondere in der Genehmigung von Cannabis Social Clubs einen gewissen Spielraum, weil das föderale System Deutschlands den Bundesländern erlaubt, bestimmte gesetzliche Regelungen im Rahmen der Bundesgesetze eigenständig zu interpretieren und umzusetzen. Diese föderale Struktur führt dazu, dass Länder wie Bayern mehr Autonomie in der Ausgestaltung spezifischer Regelungen haben und somit einen Club wie diesen nicht genehmigen müssen. Bayern nutzt diesen Spielraum oft, um strengere Maßnahmen durchzusetzen, um die Teillegalisierung so restriktiv wie möglich zu bekämpfen.
Cannabis Social Club in der Nähe: Welche Projekte für Würzburg und Umgebung angedacht sind
In Würzburg und Umgebung formierten sich nach der Cannabislegalisierung einige Cannabis Social Clubs, die sich als „vertrauenswürdige Anlaufpunkte für legales Cannabis“ positionieren wollten. Darunter befinden sich folgende Projekte:
- Project Green Harmony
- Cannabis Club Würzburg
- 91 Barrio Würzburg
- Cannameleon Cannabis Club
- CSC Würzburg
- Mariana Cannabis Club
- CSC Mainbud
Sie alle haben nicht nur das Produkt gemeinsam, sondern auch ihren Status: nicht genehmigt. Potenzielle Nutzerinnen und Nutzer des Angebots können sich zwar weiterhin auf Wartelisten eintragen lassen, mit dem Erwerb von legalem Cannabis kann aber keiner der Cannabis Clubs dienen. Dazu schreibt das Project Green Harmony mit Sitz in Kleinrinderfeld: „Bitte beachtet, dass derzeit noch kein Cannabis verfügbar ist, da wir noch auf unsere Anbaulizenz warten. Dennoch möchten wir euch bereits jetzt unsere geplanten Preismodelle vorstellen.“ Mitglieder sollen dort bei der Zahlung von monatlichen Abonnementgebühren teils Rabatte von bis zu 30 Prozent auf ihren Graskauf gewährt bekommen. Bei den anderen Clubs sind derartige Details noch nicht bekannt. Beim Cannabis Club Würzburg heißt es: „Wir sind der Überzeugung, dass der Gebrauch von Cannabis ein persönliches Recht ist und dass die Legalisierung und Regulierung dazu beitragen kann, die Kriminalisierung und Diskriminierung von Cannabisnutzern zu beenden. Unser Ziel ist es, eine legale und sichere Umgebung zu schaffen, in der unsere Mitglieder Cannabis anbauen, erwerben und teilen können. Den genauen Standort unseres Clubs werden wir bekannt geben, sobald das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis 2024 in Kraft ist.“ Die Aussichten darauf bleiben allerdings ungewiss.
Politische Perspektiven: Umgang mit Cannabis Social Clubs noch unklar
Mit Blick auf die Bundestagswahl bleibt das Thema Cannabis und somit auch der zugehörige Club ein politischer Zankapfel. Die Grünen sprechen sich für eine weitere Liberalisierung aus und wollen die gesetzlichen Rahmenbedingungen optimieren, um die Gründung von Cannabis Clubs auch in konservativen Bundesländern zu erleichtern. Die CDU/CSU hingegen plant, die bestehenden Regelungen zu überprüfen und möglicherweise wieder zu verschärfen, was einen Cannabis Social Club in Würzburg weiterhin als unrealisierbar darstellen würde. Die kommende Regierung wird entscheidend dafür sein, wie der legale Cannabismarkt in Deutschland weiter gestaltet wird.