Würzburg auf neuen Wegen: Bürgerrat für gerechte Mobilität gestartet

Katrin Heß von Wichdorff

12. Juni 2025

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Straßenverkehr am Berliner Platz in Würzburg. Symbolfoto: Philipp Heilgenthal

Es ist eine Premiere: Noch im Juni nimmt der erste Würzburger Zukunftsrat die Arbeit auf. Aktuell läuft die Auswahl seiner Mitglieder. Sie sollen sich Gedanken machen über ein Mobilitätskonzept, das in die Zukunft reicht.

„Gerechtigkeit in der Mobilität“ – so lautet das Thema, mit dem sich der erste Würzburger Bürgerrat in den kommenden Wochen beschäftigt. Die voraussichtlich 35 Mitglieder sollen Empfehlungen für ein zukünftiges Verkehrskonzept erarbeiten, die sie am Ende Oberbürgermeister, Stadtrat und Stadtverwaltung vorstellen. Im Idealfall fließen diese in den „Mobilitätsplan 2040“ ein, den die Stadt derzeit entwickeln lässt.

Bürgerrat als Mittel gegen Politikfrust

„Wir haben 1.000 Briefe an Menschen in ganz Würzburg verschickt, in denen wir sie einladen, am Bürgerrat teilzunehmen“, erklärt Ulrike Zeigermann. Die Juniorprofessorin für Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung an der Universität Würzburg ist Initiatorin des Projekts, das sie „Würzburger Zukunftsrat“ nennt.

Zeigermann verfolgt damit nicht nur das Ziel, den Verkehr in Würzburg zu verbessern. Gemeinsam mit ihrem Team möchte sie erforschen, ob Bürgerräte helfen können, das Vertrauen in demokratische Prozesse zu stärken und Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. „Bürgerinnenräte sind Foren, in denen zufällig ausgewählte Bürgerinnen stellvertretend für die Bevölkerung zeitlich begrenzt zusammenkommen und kollektiv zu politischen Fragen beraten“, heißt es auf der Website buergerrat.de. Solche Räte haben eine rein beratende Funktion; die Teilnahme ist freiwillig.

Wie gut das in Würzburg funktioniert, hängt zunächst von der Resonanz ab. „Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass man mit etwa fünf Prozent Rücklauf rechnen kann“, sagt Zeigermann. Das wären etwa 50 interessierte Personen – ausreichend für die geplante Gruppengröße von maximal 35 Mitgliedern.

So vielfältig wie die Stadt selbst

Die Auswahl der Angeschriebenen erfolgte per Zufallsprinzip, wobei Faktoren wie Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund und Wohnort berücksichtigt wurden. Falls sich mehr Menschen bewerben als Plätze vorhanden sind, wird das Team gezielt nachsteuern, um eine möglichst vielfältige Zusammensetzung zu gewährleisten.

Am 27. Juni 2025 startet der Zukunftsrat mit einem zweitägigen Auftakttreffen. Dort lernen sich die Teilnehmenden kennen, tauschen ihre Mobilitätserfahrungen aus und sprechen mit Expertinnen und Experten über die Situation in Würzburg – etwa über Herausforderungen, Möglichkeiten zur Veränderung und gesetzliche Zuständigkeiten. „Es bringt ja nichts, wenn der Bürgerrat Tempo 30 auf dem Mittleren Ring fordert – der gehört zur Bundesstraße und liegt nicht in der Hand der Stadt“, erklärt Zeigermann.

Anschließend bearbeiten Kleingruppen verschiedene Unterthemen. Drei Wochen später, am 19. Juli, findet ein weiteres Treffen statt, bei dem die Ergebnisse zusammengeführt und in Empfehlungen überführt werden. Danach erfolgt ein Feinschliff des Gutachtens.

Mobilität bewegt Würzburg

Dass Mobilität das erste Thema des Zukunftsrats ist, hat gute Gründe: Eine frühere Umfrage zur sozialen Resilienz in Stadt und Landkreis Würzburg zeigte, dass Mobilität als drängendstes Problem wahrgenommen wurde. Auch bei weiteren Befragungen und auf Veranstaltungen wie dem Zukunftsfest stand das Thema ganz oben. Gleichzeitig arbeitet die Stadt bereits an einem Mobilitätsplan 2040 – der Zukunftsrat soll diesen Prozess sinnvoll ergänzen.

Doch mit der Übergabe der Empfehlungen endet das Projekt nicht. Für Zeigermann und ihr Team beginnt dann die wissenschaftliche Auswertung: Wie nehmen die Teilnehmenden das Format wahr? Welche Erfahrungen machen sie mit kollektiver Beratung? Und wie reagiert die Stadtgesellschaft auf das Ergebnis?

„Der Zukunftsrat ist auch für uns ein großes Experiment“, sagt Zeigermann. „Wir wissen noch nicht, was dabei herauskommt – aber wir sind sehr gespannt.“

Mehr Informationen zum Projekt der Uni Würzburg findet ihr hier.

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Pressemitteilung der Julius-Maximilian-Universität Würzburg.

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