Modellprojekt: Azubi-Shuttle für Rhön-Grabfeld gestartet
Wuerzburgerleben
7. September 2020

Der Azubi-Shuttle als sinnvolle Ergänzung des Angebots im öffentlichen Nahverkehr: Die Verkehrsanbindung im Landkreis Rhön-Grabfeld wird auf diese Weise den individuellen Bedürfnissen der Azubis angepasst. Symbolfoto: Pascal Höfig
Die schlechte Anbindung der Gemeinden im Landkreis Rhön-Grabfeld sorgt immer wieder für Diskussionen – insbesondere für den Weg zur Arbeit sind die ÖPNV-Anbindungen oftmals wenig geeignet. Um die Anfahrt zu Ausbildungsbetrieben in der Region zu erleichtern, gingen nun mit Beginn des Lehrjahres zum 01. September Azubi-Shuttles an den Start, die vom Landkreis koordiniert werden.
Rückgang der Azubi-Zahlen in Unterfranken
Angesichts zurückgehender Zahlen bei Bewerbern für Ausbildungsplätze in Unterfranken scheint der kreative Ansatz des Landkreises Rhön-Grabfeld gerade rechtzeitig zu kommen: Die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt im Zuge der Corona-Pandemie hat die Bewerbungsprozesse verzögert und für Unsicherheit unter den Bewerber*innen gesorgt. Die Arbeitsagentur verzeichnet laut BR24 dieses Jahr 750 oder 6,5 % weniger gemeldete Berufsausbildungsstellen als noch 2019. Die Industriebranche ist besonders betroffen: Die IHK Würzburg-Schweinfurt registrierte ein Minus von 15,1 % bei den abgeschlossenen Azubi-Verträgen im Vergleich zum Vorjahr und zieht eine enttäuschende Bilanz zum Ausbildungsstart.
25 Anmeldungen für Rufbussystem
Da aber auch die Zahl der Bewerber*innen insgesamt zurückgeht – dieses Jahr gab es 1.100 weniger Kandidaten als im Vorjahr –, bietet das Shuttle-Angebot des Landkreises die Möglichkeit, die Attraktivität der Ausbildungsstellen in der Region wieder zu steigern. Kein Führerschein geschweige denn ein eigenes Auto oder keine geeignete Busanbindung: Mit dem Azubi-Shuttle gelangt man jetzt trotzdem bequem zum Ausbildungsort. Die vier Mini-Busse funktionieren als Rufbussystem, für das sich die Auszubildenden im Vorfeld anmelden konnten. 25 Azubis haben laut Mainpost diese Option wahrgenommen und werden so auf ihre Ausbildungsbetriebe in den peripheren Orten des Landkreises verteilt. Die Abholung soll an den jeweiligen Bushaltestellen des normalen Linienbussystems erfolgen. Die Kosten für ein Monatsticket bewegen sich im Rahmen zwischen gut 40 (nur Hinfahrt) bis 70 Euro (Hin- und Rückfahrt) und werden wohl von vielen Betrieben gezahlt oder zumindest bezuschusst.
Förderung durch „LandMobil“
Das in Unterfranken einzigartige Modellprojekt wird vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung getragen. Über das Förderprogramm „LandMobil“ unterstützt es das Rhön-Grabfelder Projekt in der ersten Testphase mit gut 170.000 Euro. Das Programm zielt darauf ab, Menschen in ländlichen Regionen im Sinne sozialer Teilhabe mobiler zu machen und besser anzubinden. Anders als beim Öffentlichen Personennahverkehr kann zwar kein Beförderungsanspruch garantiert werden, der Shuttlebus dient aber als zusätzliche Optimierung des bestehenden Liniennetzes und unterstützt lokale Betriebe bei der Rekrutierung von passenden Auszubildenden: Das Modellprojekt liefert somit auch einen Beitrag zur Beseitigung von Mismatch-Arbeitslosigkeit, bei der offene Stellen und Bewerberprofile unter anderem aufgrund fehlender regionaler Mobilität nicht zusammenkommen.