Psychologie: Wieso Frauen lieber einkaufen als Männer

Wuerzburgerleben

19. Oktober 2020

Über neue Kleidungsstücke freut sich jede Frau! Foto: Meliz Kaya
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Über neue Kleidungsstücke freut sich jede Frau! Foto: Meliz Kaya

Frauen haben mehr Freude am Einkaufen als Männer. Ob nun zum Shopping in der Schweinfurter Innenstadt oder der Stadtgalerie. Im Durchschnitt besitzt das weibliche Geschlecht über 100 Kleidungsstücke. Männer hingegen lediglich zwei Drittel davon. Woran liegt der Unterschied? Eine Spurensuche.

Shopping zur Feier der Freiheit

Wie und in welcher Kleidung man sich repräsentierte, war innerhalb der Gesellschaft nicht immer so vielfältig wie heute. Lange war der Schutz vor Wettereinflüssen wie Sonne, Regen und Schnee das Hauptziel von Kleidungsstücken. Passende Kleidung sicherte das Überleben und erleichterte die Bewältigung alltäglicher Aufgaben. Später leistete die Garderobe noch mehr als das. Bestimmte Kleidungsstücke repräsentierten Gruppenzugehörigkeiten und bestimmten den Status. Auch die gesellschaftlichen Verhältnisse und die darin verankerten Geschlechterrollen prägten die Mode. Besonders Frauen konnten in der Vergangenheit von dem heutigen variantenreichen Angebot individueller Damenmode nur träumen, welches ihnen nun, auch dank Online-Shopping, jederzeit zur Verfügung steht. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte Anfang des 20. Jahrhunderts die Jeans, die bis heute Emanzipationsgeschichte erzählt. Lange waren Hosen das Merkmal des starken Geschlechts. Wer sie anhatte, hatte automatisch Macht.

Als Frauen die Hose anhatten: Anfang des 17. Jahrhunderts forderten Frauen, Hosen tragen zu dürfen. Zur Zeit der Französischen Revolution taten sie es schließlich. Obwohl die Hose im Anschluss nicht bei den einfachen Bürgerinnen ankam, begann in den USA kurz darauf eine Grundsatzdebatte. Den Durchbruch erlangten Frauen in Hosen dank Marlene Dietrichs Hosenanzug und kurz darauf der Denim-Jeans.

Kein Wunder, dass 40 Prozent aller Frauen laut einer Greenpeace-Umfrage heutzutage sogar shoppen, wenn sie gar nichts brauchen. Von der Freiheit, die mit der Denim-Jeans begann, wollen sie schließlich Gebrauch machen. Trotzdem ist dieser Zusammenhang nicht der einzige Erklärungsansatz für die Einkaufslust der Frau.

Weil Einkaufen stets Frauensache war

Auch das genaue Gegenteil der Emanzipation dient einigen Experten als Erklärung für das Kaufverhalten der Frau: die weibliche Geschlechterrolle. Berufe ausüben durften Frauen nicht immer. Schon gar nicht ohne die Erlaubnis ihrer Ehemänner. Erst mit dem Gleichberechtigungsgesetz Ende des 20. Jahrhunderts änderte sich etwas daran. Über lange Zeit war die Rolle der Frau ausschließlich an den Haushalt geknüpft. In den eigenen vier Wänden und später auch in fremden, als sie als Hausmädchen arbeiten durften. Um sämtliche Besorgungen mussten sie sich damals kümmern. Ist die bis heute vorherrschende Einkaufslust davon eine Nachwehe? In fast jeder Gesellschaft ist es bis heute Frauensache, Ältere und Kinder zu versorgen. Wer für andere Garderobe mit einkauft, hat eine emotionalere Beziehung zum Einkauf an sich. Dadurch empfinden Frauen das Shoppen ganz im Gegenteil zu Männern meist nicht als lästige Notwendigkeit.

Die einflussreichste Konsumentengruppe der Welt besteht aus weiblichen Verbrauchern. Sie treffen weltweit die meisten Kaufentscheidungen. Bevor Männer etwas einkaufen, holen sie sich bei Frauen häufig Tipps zum Shoppen. Viele entscheiden sich im Falle eines weiblichen Vetos sogar gegen den Kauf.

Shopping zum Stressabbau

Laut kanadischen Psychologen sind weder alte Geschlechterrollen noch die Emanzipation für die Einkaufsliebe der Frau verantwortlich. Vielmehr soll ein Zusammenhang zwischen Ängsten und vollen Einkaufswägen bestehen. Ängstliche Persönlichkeiten geben gemäß der kanadischen Studie mehr Geld für Kleidungsstücke und Co aus oder entwickeln gar einen Kaufzwang. Im Vergleich zu Männern erkranken Frauen häufiger an Angststörungen und leiden öfter unter Stress. Einkaufen kann in diesem Kontext für Ablenkung sorgen und positive Emotionen auslösen. Wer sich nach Artikeln wie Kleidungsstücken umsieht, beschäftigt sich bewusst mit dem Äußerlichen und hat dadurch eine Auszeit vom Inneren. Wieso das Einkaufen Männern auf der anderen Seite eher Stress bereitet, als der Bewältigung zu dienen, bleibt mit dieser Theorie offen.

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