Ausstellung der AWO: Opfern von häuslicher Gewalt ein Gesicht geben
Wuerzburgerleben
21. November 2016

Symbolbild Würzburg
Ausstellung „AWO sagt NEIN zu Gewalt an Frauen“
Anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt an Frauen (25.11.) eröffnet die AWO an diesem Tag ab 15 Uhr eine Ausstellung mit dem Namen „AWO sagt NEIN zu Gewalt an Frauen“. Ausgestellt werden Portraits von Frauen aus der Würzburger Politik und der AWO, die im Juli auf dem Marktplatz im Rahmen einer besonderen Aktion mit Zeichen von Gewalt geschminkt wurden.
Live-Aktion auf dem Marktplatz im Sommer
„Mit der Live-Performance am Marktplatz wollten wir Gewalt gegen Frauen sichtbar machen, das Schweigen der Opfer durchbrechen und ihnen eine Stimme verleihen“, erklärt AWO-Frauenhausleiterin Brita Richl das Ziel der Aktion, aus der sich eine Kampagne und die Ausstellung ergeben haben.
Blauen Augen, Hämatome, Kratzer und Narben, Würgezeichen oder Zeichen von Erschöpfung wie Augenringe wurden den Frauen von den Visagistinnen Ghanna Dell und Evgenia Stamler professionell ins Gesicht und auf den Oberkörper geschminkt. Die AWO fotografierte die Frauen vor und direkt nach der Aktion und stellt nun diese Portraits aus. Der direkte Vorher-Nachher-Vergleich mache den Unterschied zwischen „unversehrt“ und „verletzt“ für die Zuschauer sichtbar, so die Veranstalter. So werde deutlich, dass nach dem Erleben von Gewalt nichts mehr so ist, wie es vorher war. „Gewalt macht stumm und sprachlos, Gewalt verändert das Leben der betroffenen Frauen entscheidend und hinterlässt Spuren“, berichtet Richl aus ihrer Erfahrung.
„Auch bei uns Teilnehmerinnen hat die Schminkaktion Spuren hinterlassen“, berichtet Dr. Hülya Düber, Sozialreferentin der Stadt Würzburg und Gastgeberin der Ausstellung. „Ich habe mitgemacht, weil mich die Idee für diese Kampagne sofort überzeugt hat. Dieses Thema braucht Transparenz und eine gewisse Öffentlichkeit und das erreicht diese Kampagne, indem wir den gewaltbetroffenen Frauen ein Gesicht geben. Ich freue mich sehr darüber, dass die Ausstellung im Sozialreferat stattfindet.“ Die Bilder sind über die unterschiedlichen Stockwerke und Abteilungen verteilt und zu den üblichen Öffnungszeiten des Sozialreferats kostenlos zu besichtigen.
Zu wenige Frauenhausplätze
In Deutschland ist jede dritte Frau von Gewalt betroffen, doch nur 13 Prozent dieser Frauen machen die Gewalt öffentlich und finden den Weg ins Hilfesystem. Hinzu kommt, dass nur jede zweite Betroffene in Bayern in einer akuten Gewaltsituation einen Frauenhausplatz bekommt, wie die Künstlerin Dell. Noch immer gibt es großen Handlungsbedarf im Unterstützungssystem für gewaltbetroffene Frauen, so auch das Fazit einer jüngst veröffentlichten Studie für Bayern („Studie zur Bedarfsermittlung zum Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder in Bayern“, Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2016).
Als ein zentrales Problem benennt auch Brita Richl die viel zu geringe Anzahl von Frauenhausplätzen in Bayern – derzeit 504. „Wir hatten alleine im letzten Monat acht Anfragen, davon drei aus Krankenhäusern, eine von der Polizei. Zwei Frauen konnten wir aufnehmen, sechs Frauen mussten wir ablehnen. Zu diesem Zeitpunkt waren alle bayerischen Frauenhäuser voll belegt und so mussten wir nach Plätzen in anderen Bundesländern suchen.“ Laut Brita Richl ein zeitaufwändiges Unterfangen. „Da kommen alle Beteiligten in große Not, nicht nur die Opfer, sondern auch die unterstützenden Stellen“. Von daher sehen die AWO- Frauenhausmitarbeiterinnen ihre Aufgabe auch darin, sich bei der Platzsuche zu engagieren. Frauen und Kindern in akuten Gewaltsituationen keinen Frauenhausplatz bieten zu können, stelle für diese ein hohes Sicherheitsrisiko dar und ist in den Augen von Brita Richl und ihren Kolleginnen nicht zu verantworten. Für die Kinder im Frauenhaus hat die AWO nun eine Spendenaktion ins Leben gerufen, bei der auch Ihr Euch beteiligen könnt.
Infos zur Ausstellung
Seht der Realität ins Gesicht: Die Foto-Ausstellung findet im Sozialreferat der Stadt Würzburg in der Karmelitenstraße 43 statt. Weitere Infos findet Ihr in der Facebook-Veranstaltung.