Nach 260 Jahren: Mönche verlassen Käppele
Wuerzburgerleben
19. März 2014

Symbolbild Würzburg
Nach über 260 Jahren verlassen die Kapuziner im Oktober 2014 das Käppele in Würzburg. Das teilten die Deutsche Kapuzinerprovinz und das Bistum Würzburg am Dienstag gemeinsam mit. Neuer Rektor und Wallfahrtsseelsorger am Käppele wird Josef Treutlein (63), bisher Pfarrer in Würzburg-Grombühl. Derzeit betreuen drei Kapuziner den traditionsreichen Marien-Wallfahrtsort, der als Beichtort geschätzt ist und an dem vor allem zahlreiche Trauungen gefeiert werden. Bis Mitte Oktober 2014 werden die Kapuziner alle Seelsorgetermine am Käppele wahrnehmen.
Zu wenig Personal für das Heiligtum
„Damit geht eine lange Tradition an diesem für das Frankenland so bedeutsamen Heiligtum zu Ende. Wir bedauern diesen Schritt, aber die Personalsituation zwingt uns zur Reduzierung und Konzentration“, schreibt Pater Marinus Parzinger, Provinzialminister der Deutschen Kapuzinerprovinz, an Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. Er hoffe und wünsche, dass sich die Menschen, denen dieser Wallfahrtsort kostbar ist, auf die neue Situation einlassen würden und sich unterstützend einbrächten, betont der Provinzialminister. Die Diözese Würzburg steht nach Angaben des Bischofs zur Bedeutung des Käppele als wichtigem Wallfahrtsort im Bistum Würzburg.
Innenrenovierung des Käppele geplant
Die Wallfahrtskirche wird von der Kirchenstiftung Käppele verwaltet. Eine Innenrenovierung in zwei Bauabschnitten ist in den kommenden Jahren geplant. Das Kloster und der Garten sind Eigentum der Kapuzinerprovinz, die das Gebäude samt Grundstück aber an die Diözese Würzburg verkaufen will. Derzeit gibt es erste Verhandlungen. Nach Angaben des Provinzialministers soll den Freunden des Käppele sowie den letzten Kapuzinerbrüdern am Käppele ein Abschiedsfest im Herbst helfen, loszulassen und für den weiteren Weg Kraft zu schöpfen. Bei dieser Feier soll auch der Dank der Diözese Würzburg für das prägende Wirken der Kapuziner in all den Jahrhunderten deutlich werden.
Geschichte des Würzburger Käppele
Seit dem Jahr 1749 wirken Kapuziner am Würzburger Käppele auf dem Nikolausberg. Sie betreuen seither die Wallfahrt zur Schmerzensmutter, die sich im Dreißigjährigen Krieg entwickelt hat. Das am Berghang über dem Main gelegene Gotteshaus gilt als eine der schönsten Kirchen in Franken. 1640 stellte ein Mainfischer einen Bildstock mit der Darstellung der Gottesmutter mit dem Leichnam Jesu im Schoß an der Stelle der heutigen Wallfahrtskirche auf. Bald gab es mehrfach Berichte von wunderbaren Heilungen, später auch von nächtlichen Lichterscheinungen, die die Wallfahrt zusätzlich beflügelten.
1650 wurde eine erste kleine Kapelle errichtet, mehrere Anbauten und Vergrößerungen folgten. Die heutige Wallfahrtskirche wurde von 1748 bis 1778 nach Plänen des Baumeisters Balthasar Neumann errichtet. Bereits seit 1754 feiert im Käppele monatlich die Maria-Schmerz-Bruderschaft ihren Gottesdienst. Die Innenausstattung im Stil des Rokoko und Frühklassizismus erfolgte zwischen 1750 und 1800. Die Stuckaturen stammen von Johann Michael Feichtmayr, die Fresken malte Matthäus Günther. Bedingt durch die Wirren der Säkularisation erfolgte die Weihe des Gotteshauses erst im Jahr 1824.
Kreuzweg mit 77 lebensgroßen Figuren
Der Treppenaufgang mit seinen fünf Terrassen, wesentlicher Teil der Kirchenanlage, wurde 1761 bis 1778 von Dominikus Ickelsheimer errichtet, die Stationskapellen 1764 gebaut. Die Würzburger Bildhauer Peter und Simon Wagner schufen die 77 lebensgroßen Figuren der 14 Kreuzwegstationen zwischen 1767 und 1778. Diese zeigen den Leidensweg Christi von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung. Komplett saniert wurde der Stationsweg in den Jahren 2002 bis 2006. Die Kirche wird täglich von vielen Einzelpilgern besucht. Häufig wird auf dem Stationenweg der Kreuzweg gebetet, am Vorabend des Kirchweihfests stets in Form einer Lichterprozession.
Im Sommer ist das Käppele vor allem für Trauungsgottesdienste gefragt. Der Orden der Kapuziner ist eine katholische Ordensgemeinschaft, die auf den heiligen Franziskus zurückgeht. In Deutschland gibt es derzeit rund 140 Kapuziner in 16 Niederlassungen.