Würzburger Bachtage: Klassik auch für Dich?
Wuerzburgerleben
29. November 2018

Musiker in Aktion. Symbolfoto: Pascal Höfig
Geiger geben sich den Bogen in die Hand: Seit dem 22. November finden die 50. Würzburger Bachtage statt. Die schönsten Kompositionen von Johann Sebastian Bach, sowie einige anderer Künstler, erklingen in ganz Würzburg. Von h-Moll bis d-Dur sind viele Tonarten zu Gast. Weniger bekommt man junge Menschen zu Gesicht. Denn gerade bei diesen gilt die Klassik als verstaubt. “Klassische Musik? Hören nur Konservative, Spießer und Langweiler!” Aber woran liegt das? Wie kann man die klassische Musik für junge Menschen attraktiver gestalten?
Ist klassische Musik mit weißen Löckchen out?
Fragt man eine Gruppe junger Menschen nach dem Johann Sebastian Bach, so ist der Name den meisten ein Begriff. Erkundigt man sich nach seinen Werken, erlischt das zuvor erschienene Funkeln in den Augen. Fehlt der Zugang oder gibt es einfach kein Interesse? Heutzutage spielen die Medien, insbesondere die sozialen Netzwerke, eine große Rolle. Doch dort ist die Klassik kaum vertreten. Zwar gibt es mal die ein oder andere Werbung mit Klaviergeklimper im Hintergrund, aber die sehr gefühlvollen, klassischen Kompositionen sind oft nicht für Spaß und Unfug geeignet. Hinzu kommt, dass viele denken, klassische Musik ist eine Hochkultur, die nur einer bestimmten Schicht vorbehalten ist. Sie fühlen sich umgeben von älteren, langjährigen Klassikliebhabern unwohl und fehl am Platz.
Hört keiner mehr zu?
Unbehagen schafft zudem die Stille und Konzentration, die man für klassische Musik aufbringen muss. Liegt es vielleicht daran, dass man der Musik heutzutage gar nicht mehr richtig zuhört? Meist läuft irgendwas im Hintergrund. Man geht auf Spotify, entscheidet sich für eine Playlist und das Handy wählt dann die Songs aus. Früher war es fatal, wenn man beim Plattenspieler nicht zugehört hat, hat man die Platte nicht rechtzeitig gewechselt, konnte die Nadel kaputt gehen.
Die Einzigen, die wohl noch Zugang zur Klassik haben, sind die, die selbst ein Instrument spielen. Aber auch im Musikunterricht werden immer öfter moderne, aktuelle Stücke herangezogen.
DJ M. O. Zart erobert die Clubszene
Wie kann man die Klassik – vor allem jungen – Menschen näher bringen? Die festliche Garderobe, die auch heute noch bei Klassikkonzerten erwünscht ist, schreckt viele ab. Diese vermittelt keine Partystimmung – eher ein Anti-Party-Gefühl. An dieses Bedürfnis nach regelmäßiger Party knüpfte das Mozartfest in den vergangen Jahren an. Seit zwei Jahren wird dessen Programm “jünger” gestaltet. Unter “Lounge Amadé” lädt das Mozartfest ins Odeon ein und kombiniert so den “Jungen Lifestyle” mit der “alten Klassik”.
“Ach, das ist doch eh nichts für mich”
Man sollte also versuchen, die Klassik jedermann “schmackhaft zu machen”. Dies fängt bei der Werbung an. Denn oft irritieren bereits Flyer und andere Werbematerialien. Sie vermitteln eine Abgeschiedenheit und Ausschließlichkeit für “Eingeweihte”. Zusätzlich braucht es mehr verschiedene Projekte – auf allen Ebenen – bei denen auf alle Bedürfnisse eingegangen werden kann. Musiker und Publikum sollten sich auf Augenhöhe begegnen. Auch ist es ganz normal, dass nicht jedem jedes Stück gefällt. Einem eingeschworenen Rocker gefallen nicht alle Rock-Songs dieser Welt. Man sollte nicht sofort aufgeben – auf beiden Seiten. Gerade diese individuellen Ansätze könnten der Klassik dazu verhelfen, wieder mehr Publikum zu erreichen.
“Wer fleißig ist, wird es eben so weit bringen können.”
Will man die Klassik in Würzburg pflegen und fördern, so betrifft das nicht nur das Aufrechterhalten der bestehenden Leidenschaft, sondern auch das Wecken neuer Interessenten.
Welches Gefühl verbreitet Klassische Musik bei euch? Woran denkt ihr, wenn ihr an Klassik denkt? An einen alten Mann, der Pfeife rauchend, im Sessel sitzend klassische Musik hört? An ein junges Mädchen, das mit ihrem Koffer, der dreimal so groß ist als sie selbst, auf dem Rücken über den Residenzplatz schlendert? An einen glänzenden Konzertsaal mit einem Orchester? Hinterlasst uns hierzu gerne einen Kommentar!