Interview: Fachschaft über Ersti-Rallye Tradition

Wuerzburgerleben

16. Oktober 2019

Erstsemster bei der Stadtrallye. Foto: Amelie Reigl
Becher

Erstsemster bei der Stadtrallye. Foto: Amelie Reigl

Peinliche Aufgaben und vor allem ganz viel Alkohol: so sehen die Würzburger die Ersti-Rallyes, die zum Semesterstart wieder vermehrt in der Stadt zu beobachten sind. Doch wie ist es eigentlich als Organisator des ganzen Spektakels? Johannes Breu und Nina Roth sind Mitglieder der Fachschaft Medienkommunikation – uns erzählen sie, wie sie die Ersti-Rallye erleben.

Die Fachschaft

Würzburg erleben (WE): Erzählt doch ein bisschen was über euch: Wer seid Ihr und wie seid Ihr zu Fachschaft gekommen?

Johannes: Ich bin 20 Jahre alt, wohne in Würzburg und studiere jetzt im 5. Fachsemester. Zur Fachschaftsinitiative Medienkommunikation bin ich gekommen, weil ich mir schon im ersten Semester gedacht habe, dass ich mich gerne engagieren würde – da bin ich einfach auf gut Glück zum ersten Fachschaftstreffen gegangen. Seitdem bin ich Mitglied und kann es mir anders nicht mehr vorstellen.

Nina: Und er ist auch nicht mehr wegzudenken! Ich bin 21 Jahre alt, wohne in Langenprozelten und studiere mit Johannes, genannt Joo, zusammen. Wir haben uns auch im Studium kennengelernt und sind seitdem ein Paar – Joo hat mir oft von der „Fachini“ erzählt und das fand ich sehr spannend. Ich konnte mich letztendlich auch zu einem Fachschaftstreffen aufraffen und jetzt organisiere ich immer fleißig mit.

WE: Wie erlebt die Fachschaft die Erstitage? Was kommt alles auf Euch zu?

Nina und Johannes: Für die Fachini erfordern die Erstitage immer jede Menge organisatorisches Talent. Meistens orientiert sie sich dabei an den Veranstaltungen der vorherigen Jahrgänge. Ein paar Wochen vor den Erstitagen setzen sich die Mitglieder der Fachini zusammen und besprechen, an was alles gedacht werden muss, die Aufgaben werden verteilt und zum Teil der Rest dann noch über die WhatsApp-Gruppe kommuniziert. An den Erstitagen selbst ist es natürlich wichtig, dass man präsent ist und dafür sorgt, dass alles möglichst reibungslos abläuft.

Ablauf der Ersti-Tage

WE: Wie laufen die Ersti-Tage ab?

Nina und Johannes: Für gewöhnlich starten die Ersti-Tage des Studiengangs Medienkommunikation eine Woche vor Vorlesungsbeginn mit einer Einführungsveranstaltung am Hubland. Zunächst erklären die Dozenten, was die einzelnen Lehrstühle für den Studiengang zu bieten haben bzw. was alles im Detail auf die Studenten zukommt – dann übernimmt die „Fachini“ (Anm.d. Redaktion: die Fachschaftsinitiative): sie führt die Erstis über den Campus, hilft ihnen, einen Stundenplan zu erstellen und beantwortet letzte Fragen. Anschließend findet immer noch der Bar-Abend statt – hier kann man erste Kontakte knüpfen.

     Stadtrallye als Ersti-Tradition

Noch in der gleichen Woche findet die Stadtrallye statt. Hierbei haben die Studierenden die Möglichkeit, sowohl ihre Kommilitonen als auch Würzburg besser kennenzulernen, indem sie verschiedenste Aufgaben gemeinsam in Gruppen lösen müssen. Wer bei der Stadtrallye gewonnen hat, erfahren die Erstis eine Woche später bei der traditionellen Bierwanderung zum Käppele. Neben diesen Veranstaltungen finden unter dem Jahr noch einige andere Veranstaltungen statt, zu denen MK (Medienkommunikation) -Studierende aus allen Semestern natürlich herzlich eingeladen sind.

WE: Wie kommt Ihr zu den Aufgaben bzw. nach welchen Kriterien wählt ihr sie aus?

Nina und Johannes: Zum Teil verwenden wir die Aufgaben aus vergangenen Wintersemestern, zum Teil wird die Fachini auch selbst kreativ, um sich neue Aufgaben auszudenken. Hauptkriterium sollte immer Spaß und ein bisschen Witz an der Sache sein.

WE: Auf was dürfen sich die Erstis gefasst machen?

Nina und Johannes: Bei der Stadtrallye dürfen sich die Erstis auf beste Versorgung durch die Fachini freuen. An den unterschiedlichen Stationen in der Stadt dürfen sie sich mit dem ein oder anderen Getränk stärken und gemeinsam als Team verschiedene Aufgaben und Rätsel bewältigen.

WE: Seid Ihr lieber Teilnehmer oder Organisator des Ganzen?

Nina und Johannes: Unserer Meinung nach sind beide Seiten interessant. Selbstverständlich muss man als Ersti das Ganze selbst einmal durchlebt haben, damit man später als Teil der Fachini umso nostalgischer an die Sache rangehen kann und die neuen Erstis beschäftigen darf.

Es schadet natürlich auch nicht, bei solchen Events selbst dabei zu sein, wenn man sie später selbst organisieren möchte. Andererseits macht es ja nicht nur Arbeit, sondern auch Spaß, das Ganze zu veranstalten: Man kann als Team zusammenarbeiten, kann bei der Entwicklung der verschiedenen Aufgaben kreativ sein und die neuen MK-Studierenden – und somit auch potenzielle neue Fachini-Mitglieder – kennenlernen.

Alkohol als Initiationsritus

WE: Findet Ihr das Alkoholtrinken als Initiationsritus eines doch eher ernsthaften Lebensabschnitts in Ordnung?

Nina und Johannes: Man sollte eine gute Balance finden. Neben dem Unistress – vor allem in der Klausurenphase – ist es durchaus angemessen, wenn man sich anschließend mit seinen Studienkollegen zusammensetzen kann, um das Ende der Prüfungszeit bei dem ein oder anderen Bierchen ausklingen zu lassen. Dabei geht es ja auch nicht unbedingt in erster Linie um den Alkohol, sondern auch um die nette Gesellschaft. Und das versucht man den Erstis schon am Anfang beizubringen.

WE: Was war das Krasseste, das Ihr mal miterlebt habt?

Nina und Johannes: Man kann es mit dem Alkoholkonsum natürlich auch übertreiben. Vor allem bei der Stadtrallye ist in Würzburg oftmals mehr als nur ein Studiengang unterwegs und man sieht auf den Straßen teilweise Erstis, die sich nicht mehr so ganz auf den Beinen halten können. Das ist natürlich nicht der eigentliche Sinn der Sache.

WE: Was kostet Euch der Spaß und wie finanziert Ihr das?

Nina und Johannes: Das Teuerste sind in erster Linie wirklich die Getränke. Diese werden auf ca. neun bis zehn Gruppen bestehend aus je neun bis zehn Studenten verteilt. Damit keiner zu kurz kommt, kann es schonmal passieren, dass man so um die 200€ für den Konsum von Alkohol ausgibt. Das Ganze finanziert sich durch die MK-Kasse, die sich aus Einnahmen von Feiern oder sonstigen Veranstaltungen der Fachini und des hauseigenen Partykomitees zusammensetzt.

WE: Was macht die Stadtrallye der MKler einmalig? 

Nina und Johannes: Jeder Studiengang hat so seine ganz eigenen Ideen und Auffassungen von einer Stadtrallye. Und so ist es auch mit Unserer: Es gibt Aufgaben, die sich wahrscheinlich mit denen anderer Studiengänge ähneln, aber es gibt auch Ideen, auf die bis jetzt nur Studierende der Medienkommunikation gekommen sind. Diese haben sich über die Jahre angesammelt und werden von Generation zu Generation weitergetragen. Dieses Phänomen macht eigentlich jede Stadtrallye einzigartig!

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